Enorme Ausgaben
Der IHS-Gesundheitsexperte Thomas Czypionka ortet kräftig steigende Ausgaben für die Versorgung von Demenz-Patienten.
HEALTH ECONOMY Redaktion 24.09.2021

Enorme Ausgaben

Monatsschwerpunkt Demenz, Teil 4: IHS: Die Erkrankung kostet die Gesellschaft jährlich mehr als 2,6 Mrd. Euro.

••• Von Katrin Pfanner

WIEN. In Österreich leben derzeit 130.000 Menschen mit Demenz, 2050 werden es voraussichtlich doppelt so viele sein. „Umso schockierender ist es, dass Menschen, die mit Demenz leben, noch immer von der Gesellschaft stigmatisiert werden”, meinte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser am Welt-Alzheimertag am Dienstag.

Sowohl die Lebensqualität der Erkrankten als auch der Angehörigen wird beeinträchtigt, hieß es am Montag bei einer Pressekonferenz des Instituts für Höhere Studien (IHS). Das Risiko, an Demenz zu erkranken, steigt mit dem Alter; parallel dazu steigt die Lebenserwartung in unserer Gesellschaft.
Das IHS schätzte nun auch die Kosten der Krankheit in Österreich ab. „Jährlich verursacht Demenz mehr als 2,6 Mrd. Euro an Kosten für medizinische Versorgung bzw. formelle Pflege und Betreuung”, erläuterte Studienautorin Miriam Reiss. Die Gesamtkosten verdeutlichen die Größenordnung des Problems. Demenz verursacht jährlich medizinische Kosten von rund 1,39 Mrd. € sowie formelle Pflegekosten von rund 1,26 Mrd. €. „Dazu kommt noch der sehr bedeutende Faktor der informellen Pflege, den wir in der Studie ebenfalls beleuchten”, betonte Reiss. Gerade im Pflegebereich sei Demenz eine enorme Herausforderung – gerade im Pflegebereich sind die Datenlücken aber am gravierendsten, geht aus der IHS-Studie hervor.

Schlechte Datenlage

„Die Auswirkungen von Demenz in Österreich werden derzeit nicht systematisch erfasst. Daher ist die Datenlage trotz der Relevanz des Themas mangelhaft, vor allem in Bezug auf die gesamt­gesellschaftlichen Kosten”, sagte Studienautor Thomas Czypionka.

Die unterschiedlichen Bereiche, in denen Kosten anfallen, beschreibt Czypionka als Leiter des Bereichs Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik am IHS so: Direkte medizinische sowie nicht-medizinische Kosten, etwa für Diagnostik und Behandlung oder Medikamente sowie Pflege und Betreuung; indirekte Kosten, etwa durch verringerte Beschäftigung von informell Pflegenden, und intangible Kosten, etwa durch die psychische und physische Belastung von Betroffenen und Pflegenden.

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