Kranke Arbeitswelt
© Enzo Holey
Österreich liegt demnach mit 14,9 Fehltagen pro Jahr und Person im soliden EU-Mittelfeld (Bild: Andreas Huss, ÖGK).
HEALTH ECONOMY Redaktion 21.03.2025

Kranke Arbeitswelt

Der aktuelle Fehlzeitenreport der OECD zeigt, woran die Arbeitswelt derzeit krankt und was es jetzt braucht.

••• Von Katrin Grabner

WIEN. Fehlzeiten haben in allen Ländern der EU in den vergangenen Jahren stark zugenommen, wie der neue Fehlzeitenreport der OECD zeigt. Deutschland führt das Ranking mit 24,9 Fehltagen pro Jahr an, Österreich liegt mit 14,9 Fehltagen im soliden Mittelfeld. Beruhigen kann diese Zahl allerdings nicht, sagen Andreas Huss, Arbeitnehmer-Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), und Claudia Neumayer-Stickler, Vorsitzende im Dachverband der Sozialversicherungsträger (SV).

Sie mahnen, dass die verschiedenen neuen Arbeitsformen, die prekäre Wirtschaftslage und die besonders in den Gesundheitsberufen vorherrschende Überbelastung nicht außer Acht gelassen werden dürfen. „Diese gehen nicht spurlos an den Menschen vorbei, wir verzeichnen einen Anstieg von psychischen Erkrankungen, der nicht zu unterschätzen ist. Es ist daher zu begrüßen, dass im Regierungsprogramm der flächendeckende Ausbau der psychosozialen Versorgung als präventive Maßnahme fest verankert ist”, sagt Huss. Ein weiteres Problem: Viele Arbeitnehmer gehen laut Huss krank arbeiten. Dies habe mit mehr Druck am Arbeitsplatz zu tun. Die Angst, dass Arbeit unerledigt bleibt oder andere Kollegen die Arbeit erledigen müssen, führe zu mehr Präsentismus. Das ist wiederum, etwa bei Infektionskrankheiten, mit dem Risiko verbunden, andere Kollegen anzustecken. „Präsentismus ist in Österreich ein größeres Problem als Absentismus”, bekräftigt der ÖGK-Arbeitnehmer-Obmann.

Mehr Belastung im Job

„Statt Kampf dem Krankenstand wäre es wohl zielführender, dafür zu sorgen, dass Arbeitnehmer gesund bleiben”, betont auch Neumayer-Stickler. Dabei würden neben vielen Faktoren auch die Unternehmenskultur und die Arbeitsbedingungen eine wesentliche Rolle spielen. Die SV-Vorsitzende und Huss sehen hier heimische Unternehmen gefordert, in präventive Maßnahmen zur Stärkung der psychischen und physischen Gesundheit ihrer Arbeitnehmer zu investieren. Verschärfungen bei Krankenstandsbestimmungen halten die beiden Experten für falsch. Krankenstandstage als Urlaub zu werten beispielsweise würde nur weiter unnötig Druck auf die Arbeitnehmer ausüben.

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