••• Von Martin Rümmele
WIEN. Bisher mussten neue Medikamente jeweils von den einzelnen Spitalsgesellschaften bewertet und finanziert werden. Ein Fleckerlteppich zwischen den Bundesländern war die Folge. Nun hat das neue Bewertungsboard, das eine einheitliche und österreichweite Lösung bringen soll, zur ersten Entscheidung geführt – und sie war positiv.
Getrennte Finanzierung
Getroffen hat sie die Bundes-Zielsteuerungskommission, (B-ZK) die erstmals in der neuen Legislaturperiode zusammengetreten ist. In diesem Gremium koordinieren sich Bund, Länder und Sozialversicherung und stimmen die Finanzierung gemeinsamer Maßnahmen ab – mit dem Ziel, die getrennte Finanzierung im Gesundheitswesen zu überbrücken und das System weiterzuentwickeln. Neben zahlreichen Beschlüssen wurde die einheitliche Finanzierung der Gentherapie „Exa-cel” beschlossen. Exa-cel ist die erste Gentherapie auf Basis der Genschere CRISPR- und soll Menschen mit seltenen, vererbten Blutkrankheiten wie Beta-Thalassämie oder Sichelzellkrankheit helfen. Diese Patienten leiden oft unter starken Schmerzkrisen und sind auf regelmäßige Bluttransfusionen angewiesen. Eine Stammzelltransplantation kann helfen – doch passende Spender sind nicht immer verfügbar.
„Exa-cel” geht einen neuen Weg: Aus körpereigenen Stammzellen wird im Labor genetisches Material gezielt verändert. Die veränderten Zellen werden anschließend zurückgeführt. Da die Therapie sehr kostenintensiv ist, wurde sie als erstes Medikament vom neuen Bewertungsboard für spezialisierte Arzneimittel geprüft und als echten medizinischen Fortschritt befunden. Die B-ZK hat beschlossen, dass die Kosten für diese Therapie künftig einheitlich von der Bundesgesundheitsagentur übernommen werden – unabhängig vom Wohnort der Betroffenen. Das bedeutet: österreichweit erhalten künftig alle die gleiche Chance auf diese Behandlung.
Hohe Kosten für das System
„Im Rahmen des Healthtechnology Assessment wurde der Budget Impact auf Basis des gemeldeten Listenpreises von Exa-cel von 1,9 Mio. € errechnet. Dieser beträgt für drei Jahre ca. 47 Mio. €, wenn pro Jahr acht Patienten mit Exa-cel behandelt werden”, heißt es in der Analyse des Bewertungsboards.