Pharmaindustrie blickt gebannt auf Trump-Pläne
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HEALTH ECONOMY Redaktion 09.05.2025

Pharmaindustrie blickt gebannt auf Trump-Pläne

Die größten Pharmakonzerne der Welt melden durchwegs gute Ergebnisse für das erste Quartal. Die Zukunft ist offen.

••• Von Martin Rümmele

Die Ergebnisse der großen Pharmakonzerne im ersten Quartal können sich durchaus sehen lassen, der Ausblick für das ganze Jahr ist allerdings unsicher. Vor allem US-Präsident Donald Trump, der einerseits mit seinen Zollplänen die Wirtschaft durcheinanderwirbelt und andererseits die Preise für Arzneimittel drücken will, macht der Branche Sorgen. Denn die US-Preise werden bisher kaum mit den Zahlern verhandelt und gelten gleichzeitig als Referenzpreise für Verhandlungen der Konzerne in Europa.

Offener Brief an die EU

Erst vor wenigen Tagen forderten die Vorstandschefs von Novartis und Sanofi, Vas Narasimhan und Paul Hudson, in einem offenen Brief an die EU höhere Arzneimittelpreise und weniger Marktregulierung in Europa. Die aktuelle Preispolitik unterdrücke Innovationen, senke Einführungspreise und beschränke das Wachstum patentierter Medikamente. Besonders in der aktuellen Weltlage mit zunehmenden US-Zöllen gerate das europäische Modell – Produktion in Europa, Export in die USA – zunehmend unter Druck. Die CEOs schlagen einen europaweit einheitlichen Listenpreis vor, der sich am tatsächlichen Wert des Medikaments orientiert und sich innerhalb der US-Nettopreisspanne bewegt.

Das erste Quartal hat vor allem die US-Unternehmen getroffen. Der Zollstreit dürfte den US-Pharmakonzern Merck & Co (MSD) viel Geld kosten. Der Arzneimittelhersteller kalkuliert auf Basis der bereits in Kraft getretenen Zölle mit einer Belastung von rund 175 Mio. €. Zur Vorlage seiner Quartalszahlen am Donnerstag vergangener Woche senkte das Management um Konzernchef Robert Davis daher seinen Gewinnausblick für das laufende Jahr. An der US-Börse hat die Aktie binnen eines Jahres fast 40% an Wert eingebüßt. Konzernweit gingen die Erlöse um zwei Prozent auf 13,6 Mrd. € zurück. Unter dem Strich konnte Merck & Co jedoch einen Gewinnanstieg von sieben Prozent verbuchen.
Rückläufige Geschäfte mit dem Corona-Medikament Paxlovid haben dem US-Pharmakonzern Pfizer im ersten Quartal zugesetzt. Der Umsatz sank um acht Prozent auf 16,5 Mrd. €. Die Erlöse mit Paxlovid brachen um 75% ein. Der Nettogewinn fiel binnen Jahresfrist um fünf Prozent. Der US-Pharmahersteller Eli Lilly hat wegen Abschreibungen auf einen Zukauf seine Gewinnerwartung für das Gesamtjahr gekappt. Im Q1 sprang der Umsatz um 45% auf 12,7 Mrd. USD nach oben, weil Lilly vom Wachstum bei den Diabetes- und Abnehmmitteln Mounjaro und Zepbound profitierte. Der US-Pharmakonzern Bristol Myers Squibb hat nach einem besser als erwarteten Jahresauftakt seine Prognose für 2025 angehoben – obwohl der Umsatz um sechs Prozent auf 11,2 Mrd. USD sank.

Schweizer Konzerne im Plus

Der Schweizer Pharma- und Diagnostikkonzern Roche ist mit einem kräftigen Umsatzplus ins neue Jahr gestartet. Im ersten Quartal kletterte der Umsatz um sieben Prozent auf 16,5 Mrd. €. Novartis meldet für den Zeitraum Jänner bis März ein Umsatzplus von 15% auf 11,65 Mrd. €. Der bereinigte operative Gewinn zog um 27% an. Der Schweizer Pharmakonzern traut sich nach dem kräftigen Ergebniszuwachs im Q1 im laufenden Jahr mehr Umsatz und Gewinn zu. Die Generikafirma Sandoz hat in den ersten drei Monaten den Umsatz um drei Prozent auf 2,2 Mrd. € verbessert. Die Jahresziele mit einer Umsatzrendite von 21% und ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich wurden bestätigt.

Positive Zahlen aus Europa

Der französische Arzneimittelhersteller Sanofi ist unerwartet stark in das Jahr gestartet. Der Umsatz ist um 10,8% auf 9,9 Mrd. € geklettert. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn stieg noch deutlicher um rund ein Fünftel auf 2,9 Mrd. €. Der britische Pharmakonzern GSK bekräftigte trotz der Unsicherheiten die Jahresziele für 2025. Im ersten Quartal kletterte der Umsatz um zwei Prozent auf 8,85 Mrd. €. Der bereinigte operative Gewinn erhöhte sich um vier Prozent.

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