Sanofi will eine integrierte Versorgung anbieten
HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 13.02.2015

Sanofi will eine integrierte Versorgung anbieten

Interview Sanofi Österreich-Geschäftsführerin Sabine Radl fordert Gesamtkostenbetrachtung im Gesundheitswesen

Pharmakonzern sieht Kernbereiche wie Diabetes und Innovationen als Motor für Wachstum.

Wien. Die Österreichtochter des Gesundheitsunternehmens Sanofi konnte im Vorjahr die Umsätze um 3,1 Prozent auf 136 Mio. € steigern. Das Unternehmen liegt damit laut eigener Angaben auf Platz 4 im heimischen Pharmamarkt. „Wir sind in unseren therapeutischen Kernbereichen wie Diabetes gut gewachsen und konnten auch in der Onkologie zulegen. In der Thromboseprophylaxe gelang es, den Marktanteil zu halten”, sagt Geschäftsführerin Sabine Radl und sieht das Ergebnis als Trendwende nach Jahren der Rückgänge.

Geholfen haben dabei klare strategische Konzepte und der Fokus auf die Mitarbeiterentwicklung. So wurde Sanofi Österreich für die Umsetzung seiner Strategie nicht nur mit dem European Change Communication Award in der Kategorie Strategie, sondern auch als bester Arbeitgeber Wiens ausgezeichnet. Radl: „Das trägt dem Rechnung, dass wir unseren Mitarbeitern viel bieten – von Angeboten für die Gesundheit bis zur Weiterbildung.”

Neues Diabetesprodukt

Für heuer will Radl weiterhin vor allem in den Kernbereichen wachsen. In der Diabetestherapie soll ein neues Insulinpräparat auf den Markt kommen, das noch besser hilft, das Risiko nächtlicher Unterzuckerung zu senken. Für 2016 ist ein neuer Lipidsenker in der Entwicklung. „Die Ergebnisse aus den Studien sind wirklich eindrucksvoll. Mit dem Präparat ist eine zusätzliche 60%ige LDL-C Reduktion möglich. Damit können wir Ärzten und Patienten wirklich etwas bieten, um Krankheitsrisiken zu minimieren.” Sanofi will aber weiter gehen und Patienten eine integrierte Versorgung anbieten. „Wir wollen neben einer breiteren Medizinpräsenz verstärkt auch in die digitalisierte Welt gehen, um die dortigen Möglichkeiten zu nutzen”, erklärt die Österreich-Geschäftsführerin. Sanofi wolle Patienten über die Produkte hinaus eine integrierte Versorgung zur Verfügung stellen, um sie in ihrer Therapie besser zu unterstützen; ein Beispiel sei etwa die Diabetes-App mySugr. Die geplanten Konzepte würden aber darüber hinaus gehen. Gleichzeitig sei geplant, auch Ärzten die aktuellsten Informationen anzubieten. „Wir wollen etwa für Ärzte Kurzzusammenfassungen von Kongressen ins Netz stellen, um ihnen neue Erkenntnisse breiter zur Verfügung zu stellen.”

Optimale Versorgung

Parallel setzt Radl darauf, im Gesundheitswesen die Aufmerksamkeit etwa für Diabetes zu erhöhen. „Hier fehlt es häufig noch an Sensibilität. Viele Patienten sind nicht diagnostiziert, 50% erreichen die Zielwerte nicht. Es gibt auch viele Menschen, die ihre Therapie abbrechen.” Hier brauche es neue Konzepte, die man gemeinsam mit der Politik und den Krankennkassen erarbeiten wolle. Auch der Stellenwert von medikamentösen Therapien müsse in der öffentlichen Wahrnehmung und bei den Zahlern im Gesundheitssystem verbessert werden. Radl: „Es gibt eine neue Studie von Joanneum Research, wonach bei den Krankheitskosten von Diabetes Medikamente in Relation zu den Gesamtkosten minimal sind. Während etwa Spätkomplikationen mehr als 50% der Gesundheitsausgaben ausmachen, liegen die Arzneimittelkosten bei knapp 7%.” Die Debatte darüber, wie eine Gesamtversorgung aussehen könne, sei also längt überfällig, kritisiert die Pharmamanagerin. Eine optimale Versorgung sei gleichermaßen ein Gewinn für Patienten und das Gesundheitswesen.

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