Schwache Zahlen
© APA/Barbara Gindl
Arzneibilanz Die heimischen Apotheken kämp­fen mit schwachen Margen bei Kassen­medikamenten. Wertmäßig wuchs der Apo­thekenmarkt zuletzt um 7,2%, der Absatz ­stagnierte aber.
HEALTH ECONOMY Redaktion 08.03.2024

Schwache Zahlen

Die Apotheken zogen diese Woche bei ihrer Wintertagung Bilanz. Offizielle Zahlen gab es wenige, inoffiziell sah es schon rosiger aus.

••• Von Martin Rümmele

WIEN/SCHLADMING. Seit der Pandemie und Milliardenausgaben der öffentlichen Hand für Corona-Tests veröffentlicht die Apothekerkammer keine wirtschaftlichen Zahlen mehr für den Apothekenmarkt. Traditionell bei der Wintertagung in Schladming gab es diese Woche aber dennoch einen Jahresbericht. Die Apothekenleistung – die den Apotheken zurechenbaren Kosten an den Krankenkassenausgaben – sei seit 2012 um rund 13,6% gestiegen, hieß es. Die Einnahmen der Krankenkassen sind im Vergleichszeitraum hingegen um rund 47,9% auf 22,7 Mrd. € gestiegen, geht aus dem präsentierten Jahresbericht hervor. „Dass es hier Reparaturbedarf gibt, ist klar”, sagte Gerhard Kobinger, Vizepräsident der Apothekerkammer. Die Lohn-, Energie und Betriebskosten seien gestiegen und dies werde den Apotheken nicht abgegolten. „Unser Traum wäre eine Inflationsanpassung”, betonte Kobinger.

Hohe Kosten drücken Ergebnis

Tatsächlich wäre vor dem Hintergrund der Inflation, einer deutlich wachsenden Bevölkerung und des Bedarfs etwa in Sachen Erkältungen im Vorjahr eigentlich mit einem starken Umsatzwachstum in Apotheken zu rechnen gewesen; doch das ist offenbar nicht so, zeigen Recherchen. Der Blick auf die Verkaufszahlen einzelner Indikationen in der größten Apothekengruppe Österreichs „ApoLife” (111 Apotheken in allen Bundesländern) bestätigt: Gerade bei den traditionell besonders stark nachgefragten Produkten wie Husten- und Erkältungsmitteln, Schmerzmitteln oder Produkten für den Verdauungstrakt liegen die Umsatzzuwächse jeweils um 2 bis 4 Prozentpunkte unter der Teuerung. Lediglich die Mittel gegen Reisekrankheiten boomen mit einem Plus von 18% weiterhin stark, was die anhaltende Reiselust im Lande unterstreicht, meldet die Gruppe.

Auf den ersten Blick falle auf, dass die Umsatzzuwächse mit 5,4% deutlich unter der rollierenden Inflationsrate für 2023 von 7,8% liegen, berichtet Martin R. Geisler, Generalsekretär der ApoLife Apothekengruppe: „Das Delta zwischen Inflation und Apotheken-Umsatzplus klingt vielleicht nicht dramatisch. Es bedeutet aber eine radikale Trendwende, da wir erstmals eine so deutliche Entkoppelung zwischen beiden Faktoren sehen.”
Auch der Österreichische Apothekerverband bestätigt auf der Basis von Zahlen bis einschließlich November 2023 und Daten aus 436 Apotheken, dass die Steigerung der Deckungsbeiträge in den Apotheken bei insgesamt 4,4% und damit weit unter dem allgemeinen Preisanstieg gelegen haben. Dabei liegt der Zuwachs des Deckungsbeitrags bei 31% der Betriebe sogar unter 2% – bei 17% liegt er im negativen Bereich. Und selbst bei den Umsätzen im Privatbereich wurde in diesem Sample eine Steigerung von 5,6% erzielt, berichtet der Präsident des Österreichischen Apothekerverbandes, Thomas Veitschegger. „Das Jahr 2023 war für die Apotheken wirtschaftlich nicht einfach. Unsere Mitgliedsbetriebe sind, wie alle anderen Unternehmen auch, von gestiegenen Mieten, Energiekosten, Preisen von Zulieferern etc. massiv betroffen”, sagt er.

Consumer Health schrumpft

Eine magere Bilanz zieht auch das Marktforschungsunternehmen Iqvia für Österreich. Im Retail-Markt liegt das wertmäßige Wachstum mit 7,9% nur knapp über dem Durchschnitt der letzten vier Jahre (7,7%) und unter dem Vorjahreswert von 9,8%. Nach Absatz liegt das Wachstum bei plus ein Prozent. Der Apothekenmarkt wuchs 2023 nach Umsatz um 7,2% (im Vorjahr 6,4%) und erreichte 5,9 Mrd. €. Nach Absatz konnte ein leichtes Plus von 0,2% erzielt werden – deutlich unter der Vorjahressteigerung von 6,8% – wobei Consumer Health (41% des Marktes) von plus 9,4% im Jahr 2022 auf Minus 0,2% fiel.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL