Unter der Lupe
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Die Arzneimitteltherapien in den Bundesländer-Spitälern sollen vereinheitlicht und bundesweit geprüft werden.
HEALTH ECONOMY Redaktion 07.12.2023

Unter der Lupe

Die Regierung plant ein Bewertungsboard für teure Medikamente in Spitälern. Das sorgt für Kritik.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Im Rahmen der Gesundheitsreform ist, wie berichtet, geplant, spezialisierte und innovative Therapien vor deren Einsatz im Krankenhaus durch ein neu einzurichtendes Bewertungsboard evaluieren zu lassen. Das Ziel sei, österreichweit ein einheitliches Niveau bei der Versorgung mit hoch innovativen Therapien in den Krankenanstalten zu erreichen, sagt Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Kritik kommt allerdings von Industrie und Patientenvertretern.

„Wenn es nicht mehr den behandelnden Ärzten obliegt, gemeinsam mit Betroffenen über den Einsatz einer Therapie zu entscheiden, sondern einem mehrheitlich patientenfernen und fachfremden Board in einem monatelangen bürokratischen Prozess, wird das die Versorgung definitiv verschlechtern”, warnt Alexander Herzog, Generalsekretär des Pharmaverbands Pharmig. Entweder würden dann Therapien verzögert verfügbar gemacht oder sogar überhaupt verhindert. „Das ist gerade bei so schweren Krankheiten wie beispielsweise Krebs oder seltenen Erkrankungen fatal, wo jeder Tag für die Patienten zählt.”
Konkret wird die Besetzung des Gremiums kritisiert, denn es fehle darin die je Indikationsgebiet erforderliche fachmedizinische Expertise, und Patientenorganisationen sind gänzlich ausgeklammert. „Damit entscheiden dominant Personen über den Einsatz von Therapien, die das eigentlich gar nicht können und die vielmehr einen wirtschaftlichen und keinen medizinischen oder patienten­orientierten Blick auf die Therapien haben”, ärgert sich Herzog.

Sorge bei Patienten

Das Bewertungsboard wäre auch ein falsches Signal in Richtung Arzneimittelforschung, sagt Herzog: „Fakt ist, dass klinische Forschung vermehrt in jenen Ländern stattfindet, die einen raschen und frühen Zugang zu neu entwickelten Therapien ermöglichen, und zwar durch entsprechend förderliche Rahmenbedingungen. Ist das nicht der Fall, kann dies dazu führen, dass innovative Therapien erst später, eingeschränkt oder gar nicht verfügbar werden.” Auch der Bundesverband Selbsthilfe Österreich (BVSHOE) sieht die Patientensicherheit gefährdet.

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