Viele Nebenjobs
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21% aller Spitalsärzte in Österreich betreiben nebenbei eine Wahlarztpraxis im niedergelassenen Bereich.
HEALTH ECONOMY Redaktion 14.07.2023

Viele Nebenjobs

Neue Daten zum Ärztemangel: Jeder fünfte Spitalsarzt führt nebenbei Wahlarztordination, zeigen medianet-Recherchen.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Der Mangel an Arbeitskräften im Gesundheitswesen beschäftigt seit Wochen die Politik. Während einerseits in Krankenhäusern die Beschäftigten über einen wachsenden Arbeitsdruck klagen, warnt die Ärztekammer auch vor wachsenden Lücken im niedergelassenen Bereich. Tatsächlich wird es immer schwieriger, Kassenstellen zu besetzen. Dennoch will die Regierung wie berichtet noch heuer 100 zusätzliche Stellen schaffen.

Einschränkung gefordert

Der einzige Bereich, der wächst, ist jener der Wahlärzte. Rund 11.000 gibt es derzeit in Österreich. Zum Vergleich: Insgesamt gibt es rund 47.700 Ärztinnen und Ärzte in Österreich, davon arbeiten rund 24.000 in Kranken­anstalten. ÖGK-Obmann Andreas Huss rechnete zuletzt vor, dass 5.000 Wahlärzte eigentlich in Krankenhäusern arbeiten, und forderte, dass diese nebenbei nur noch in Kassenpraxen, nicht aber als Wahlärzte jobben sollten. „Es sollte Usus werden, dass Nebenbeschäftigungen in den öffentlichen Krankenhäusern nur noch genehmigt werden, wenn die Ärzte in einer Kassenpraxis mitarbeiten möchten”, forderte Huss. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) kann der Idee, Nebenjobs von Spitalsärztinnen und -ärzten an Kassenstellen zu knüpfen, etwas abgewinnen: „Das halte ich für keinen ganz unklugen Vorschlag. Da kann man schon darüber nachdenken”, sagte er wie berichtet in einem Interview gegenüber Puls 24.

21% haben einen Nebenjob

Die Zahlen zeigen aber auch noch etwas anderes und geben ein spannendes Bild im Hinblick auf den von den Bundesländern immer wieder angemerkten Ärztemangel in Spitälern: Rechnet man die 5.000 Spitalsärzte mit Nebenjob als Wahlarzt auf die gesamte Zahl, zeigt sich: Fast 21% aller Spitalsärzte haben nebenbei eine Ordination als Wahlarzt. Und die ist von den Arbeitgebern durchaus genehmigt. „Wir können ihnen Wahlarzt­ordination nur schwer verbieten, sonst sind sie weg”, sagt dazu der Geschäftsführer der Oö-Gesundheitsholding, Karl Lehner, im medianet-Gespräch. Auch andere Spitalsmanager argumentieren so: Viele Spitalsärzte möchten nicht mehr an Wochenenden und in der Nacht arbeiten und suchen Alternativen.

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