••• Von Martin Rümmele
WIEN. Abgang einer Unbequemen: Claudia Wild, Gründerin des Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA), hat mit Anfang März die Geschäftsführung abgegeben und wechselt in die Pension. Nachfolgerin ist ihre langjährige Stellvertreterin Ingrid Zechmeister-Koss, als neue Stellvertretung konnte Sabine Geiger-Gritsch gewonnen werden.
Das AIHTA nahm im März 2020 – als Folgeinstitution des LBI-HTA – die Arbeit auf, und ist in einer Gesamtlaufzeit fast 20 Jahre alt. „Ich hatte die erfreuliche Aufgabe, seit Beginn 2006 dieses Institut zunächst aufzubauen, dann zu leiten. Wer mich kennt, weiß, dass ich dies mit großer Leidenschaft tat. Mit 65 Jahren verabschiede ich mich nun und weiß aber, dass das Institut in exzellente Hände übergeht”, sagt Wild.
Unabhängige Analysen
„Das AIHTA liefert seit dem Start unabhängige Evidenzanalysen für das Gesundheitssystem. In einer Zeit steigender Kosten und immer neuer medizinischer Technologien ist diese Arbeit wichtiger denn je”, betont Zechmeister-Koss die Leistung ihrer Vorgängerin. „Sie rückte vor allem die Frage ins Zentrum, ob Patientinnen und Patienten von neuen Interventionen mehr profitieren als von bestehenden. Dabei betrachte das Institut zunehmend nicht nur den klinischen Nutzen, sondern auch wirtschaftliche, organisatorische und soziale Aspekte.”
Eine Besonderheit: „Wir bewerten sowohl Hightech-Medizin als auch ‚Low-Tech'-Maßnahmen, wie Public-Health-Initiativen, psychiatrische Versorgungsmodelle und Therapieformen wie Musik-, Ergo- und Physiotherapie”, sagt Zechmeister-Koss. Diese Bandbreite sei entscheidend, damit Entscheidungsträger über eine breite Palette an Technologien informiert sind, „nicht nur über meist kostspielige neue High-Tech Produkte.”
Durch diesen umfassenden Ansatz hat das AIHTA eine Expertise entwickelt, die über klassische Technologiebewertungen hinausgeht. Wild dankt Wegbegleitern, Unterstützern im Gesundheitswesen und vor allem dem Team: „Eine Denkwerkstatt ist nur so gut wie ihre Mitarbeitenden – sie haben den wesentlichen Beitrag geleistet, dass das AIHTA heute international und national einen akademisch-exzellenten, aber auch unkorrumpierbaren Ruf hat.”