••• Von Helga Krémer
Die auf angewandte Innovation spezialisierte Schweizer Investmentboutique The Singularity Group (TSG) veröffentlichte ihre erste globale Innovationsstudie. An der Umfrage nahmen rund 400 Führungskräfte aus weltweiten börsennotierten (67%) und nicht börsennotierten (33%) Unternehmen aller Größen und aller wichtigen Branchen teil. Der Singularity Think Tank ordnete die Ergebnisse in einen größeren Kontext ein und kommentiert, wie und an welchen Stellen angewandte Innovation Wert generiert und hilft, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Exponentielle Technologien
„Ziel der Studie ist es, die Dynamiken und Wirkungstreiber hinter Innovation in Unternehmen weltweit und auf dem Markt heute sowie in Zukunft zu zeigen und besser zu verstehen”, sagt Evelyne Pflugi, CEO und Mitgründerin von The Singularity Group. „Wir wollen mit dieser Studie einen Überblick darüber bieten, in welchen Bereichen exponentielle Technologien Wachstum und Wert generieren.” Denn es zeige sich, dass technologische Innovationen in zunehmendem Maße auch außerhalb des traditionellen Technologiesektors angenommen und angewendet würden.
Untersucht wurden die exponentiellen Technologien Künstliche Intelligenz, Big Data, Internet der Dinge (IoT), Blockchain, Advanced Materials, 3D-Druck, Robotik und virtuelle/erweiterte Realität (VR/AR) auf deren industrielle Relevanz; beleuchtet wurden die Ausgaben für Innovation, um damit schließlich Rückschlüsse über bevorzugte Organisationsmodelle sowie den Beitrag zu Nachhaltigkeitszielen zu ziehen. Mehr als zwei Fünftel der Befragten gaben an, dass Big Data, Künstliche Intelligenz und IoT für ihre jeweiligen Branchen in Zukunft extrem wichtig werden – und dies zunehmend auch außerhalb des Technologiesektors.
Nachhaltigkeitsziele
Der Singularity Think Tank führt aus, warum gerade IoT und Big Data beim Thema Nachhaltigkeit eine wesentliche Rolle spielen: IoT ermögliche Unternehmen in allen Branchen, die Energieeffizienz zu steigern, Ressourcen verantwortungsvoller zu nutzen und Prozesse besser zu organisieren. Intelligente Geräte erkennen, wann Maschinen benötigt werden, und verhindern so eine Über- oder Unterauslastung. Diese Lösungen helfen bei der nachhaltigen Nutzung von Ressourcen während des gesamten Produktlebenszyklus.
Big Data baut auf den gesammelten Daten auf, mit ähnlichen bis identischen Beiträgen zur Nachhaltigkeit in allen Sektoren (z.B. Reorganisation von Prozessen, Optimierung der Ressourcennutzung, Anpassung des Verbrauchs von Energie und Wasser usw.). Sowohl in der Entwicklung als auch Herstellung von Produkten können Unternehmen durch die Nutzung von Echtzeitdaten, Simulationen und maschinellem Lernen „Was-wäre-wenn”-Szenarien analysieren und Entscheidungen über optimale Prozesse treffen, die wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit verbinden.
Der Mix macht’s aus
„Durch das Zusammenwirken mehrerer Technologien entstehen neue Anwendungsmöglichkeiten, die das Potenzial haben, ganze Branchen grundlegend zu verändern”, so Pflugi. Bei der Erneuerbaren Energie sei das heute schon erkennbar. IoT kann bei der Erzeugung und Verteilung von erneuerbarer Energie helfen und ist eng mit der Idee der Dezentralisierung von Energie verbunden, um so z.B. die Erzeugung näher am Energieverbrauch anzusiedeln.
Internet der Energie
IoT wird dem Singularity Think Tank zufolge nicht nur für den Aufbau eines intelligenten Stromnetzes, sondern auch für den Aufbau eines „Internet der Energie” von entscheidender Bedeutung sein: „KI-Anwendungen werden bereits zur Vorhersage von Angebot und Nachfrage, zur Steuerung der Verteilung und zur Entwicklung vorausschauender Wartungsmodelle im Energie- und Versorgungssektor eingesetzt. Sie sorgen dafür, dass Energie dann zur Verfügung steht, wenn sie gebraucht wird, und optimiert den Gesamtverbrauch”, sagt der Energiewendeexperte Andres Gujan, Mitglied des Singularity Think Tanks.
Innovative Werkstoffe
„Neue, fortschrittliche Materialien spielen eine Schlüsselrolle bei der Stromerzeugung und -speicherung. Für die Elektrifizierung werden enorme Mengen an Ressourcen benötigt, und neuartige Materialtechnologien können den Materialverbrauch reduzieren und die Effizienz der Übertragung erhöhen oder die Lebensdauer von Batterien verlängern”, führt Gujan aus. „Ein weiteres Beispiel wäre die Entwicklung von recycelbaren Verbundwerkstoffen, die stabil genug für Windturbinenblätter sind, um das derzeitige Problem zu lösen, dass bestehende Blätter am Ende ihrer Lebensdauer auf der Mülldeponie landen.”