Top Interior-Trends aus Paris
© Anne-Emmanuelle Thion (3)
LUXURY BRANDS&RETAIL Markus Schraml 02.05.2025

Top Interior-Trends aus Paris

Die Messe Maison&Objet begeistert mit der perfekten Fusion von künstlerischem Design und meisterhaftem Handwerk.

Paris. Was Menschen als visuell angenehm empfinden, kann so unterschiedlich sein, wie das, was ihnen gut schmeckt. In Einrichtungsfragen reichen die Vorlieben von traditionell bis hypermodern. Der Aspekt des Dekorativen ist dabei Trends unterworfen, die sich ständig ändern. Viele halten davon herzlich wenig und setzen lieber auf Altbewährtes, denn letztlich geht es alleine darum, sich im eigenen Zuhause wohlzufühlen. Dieses Spannungsfeld von Neuem versus Klassischem kennzeichnete auch das Programm der Messe Maison&Objet in Paris, ein wichtiger Gradmesser für die Interieur-Branche.

Handwerk statt KI

Eine Hauptströmung kommt derzeit als Gegenwelle zu den immer stärker in den Markt drängenden KI-Anwendungen auf uns zu. Kreative setzen der allgegenwärtigen Digitalisierung die Wiederentdeckung alter Handwerkstraditionen entgegen. Dekorative Oberflächen, Personalisierungen, Überraschungsmomente und ein immer gewagterer Retrofuturismus sind zu beobachten. Auf Accessoires, Wänden, Teppichen und Möbeln macht sich zudem ein auffälliger Streifenlook breit. So hat Medulum in Paris die vom italienischen Designstudio Debonademeo gestaltete „Lido”-Kollektion vorgestellt. Die beiden Designer ließen sich dafür vom Jugendstil und den historischen Strandmöbeln des Lido von Venedig inspirieren. Besonders bei den Bücherregalen der Kollektion fällt das System unterschiedlich hoher vertikaler Lamellen mit ovalem Querschnitt auf.
Die Maison&Objet lebt von kleineren unabhängigen Unternehmen wie beispielsweise Senimo. Unter diesem Markennamen kreiert Fabien Colomines Möbel in sehr kleinen Serien. Der Tischler und Designer zeigte eine Kollektion, die mit verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten und Zeiteinheiten spielt. Die Wiederholung der geschwungenen Form ist dabei die Grundlage für harmonisches Volumen. In der Naturholzvariante wirkt das Design geerdeter als bei den ansonsten verwendeten poppigen Farbkombinationen.
Apropos Handwerk: Ein Unternehmen, das sich auf die Entdeckung und Bewahrung traditioneller Handwerkstechniken spezialisiert hat, ist Let’s Pause. Mónica Lafuente sucht ständig nach neuen/alten Materialien und Menschen, die über eine ganz besondere Expertise verfügen, damit umzugehen. Hervorragendes Beispiel für dieses Konzept ist die Leuchte „Conti”, die aus der Wurzel des Olivenbaums hergestellt wird. Die „Ernte” des Materials findet nach dem natürlichen Lebensende des Baumes statt; oder Objekte aus der Figue-Faser, die sorgfältig gewebt und gehäkelt werden. Dieser Trend zur Rückkehr von Naturfasern zeigt sich im Übrigen ganz generell. Die renommierte britische Designerin Ilse Crawford meint dazu: „Die Verwendung von Naturfasern im Design hat wegen der einzigartigen, seit Jahrhunderten geschätzten Eigenschaften – Haltbarkeit und Behaglichkeit – einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt. Einige der Pflanzen, die von der Baumwolle verdrängt wurden, erleben gerade eine Wiederkehr: Hanf, Jute, Flachs und Nessel.”

Textilien mit Strukturen

Der italienische Textilspezialist Rubelli zeigte in Paris „Teorema”, eine Weiterentwicklung von „Gardens”, der ersten Kollektion, die 2024 unter der kreativen Leitung von Formafantasma präsentiert wurde. Wichtig waren dabei eine sorgfältig kuratierte Stoffauswahl und das Thema Farbe. Neutrale Töne werden durch frische Farben akzentuiert und geometrische Muster (wie bei Zigzag) auf eine völlig neue, dekorative Art umgesetzt. Auf der Paris Déco Off (während der Messezeit in den Showrooms) stellte Création Baumann seine neue „Touch of Nature”-Kollektion vor. Neben hochwertigen Unistoffen, mit unterschiedlichen Transparenzen und Strukturen, eröffnen mehrere ausdrucksstarke Textilien (etwa in Häkeloptik) vielfältige Gstaltungsoptionen.
Die Welt der Inneneinrichtung ist von Vorhängen und Tapeten über Teppiche bis hin zu außergewöhnlichen oder Vertrauen erweckenden Objekten enorm vielfältig. Praktisch nichts ist verboten (auch wenn manche „Influencer” das Gegenteil behaupten), rein das persönliche Empfinden zählt, alles darf kombiniert werden. Die Frage nach dem Wohlfühlen in den eigenen vier Wänden, hat selten so hohe Bedeutung erlangt, wie in diesen Tagen.

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