WIEN. Inflation, steigende Energiekosten, teure Lebensmittel, kaum Sparzinsen … Das Motto „Machen Sie mehr aus Ihrem Geld” lockt die einen aufs Börsenparkett, die anderen in die Spielhallen, real und virtuell. Glücksspiel und Sportwetten standen im vergangenen Jahr hoch im Kurs. Laut aktuellem „Branchenradar Glücksspiel & Sportwetten in Österreich” erhöhten sich 2022 die Bruttospiel- und Wetterträge (BSE/BWE), die Spiel- und Wetteinsätze abzüglich der ausgeschütteten Gewinne, um 21,7% – gegenüber dem Vorjahr – auf rund 2,1 Mrd. €. Die Einnahmen der Anbieter von Glücksspiel und Sportwetten lagen damit um rund 100 Mio. € über dem Ergebnis des Jahres 2019.
Unterhaltungsfaktor gefragt
Zuwächse gab es vor allem im stationären Bereich, der neben Spielbanken und terrestrischen Sportwetten auch das Geschäft mit Glücksspielautomaten außerhalb von Kasinos umfasst. Insgesamt stiegen hier die einbehaltenen Einsätze um 62,3% auf 667 Mio. €.
„Der massive Anstieg erklärt sich zum einen dadurch, dass während der Pandemie der Geschäftsbetrieb nur eingeschränkt möglich war”, so Studienautor Andreas Kreutzer von der Branchenradar.com Marktanalyse GmbH. „Zum anderen waren im letzten Jahr wieder vorrangig Spiele mit Unterhaltungsfaktor angesagt.”
Bei Spielbanken erhöhte sich der Bruttospielertrag um rund 95%, im Automatengeschäft um knapp 51% und die Bruttowetterträge bei stationären Sportwetten um 34% gegenüber Vorjahr. Dennoch lagen die Einnahmen im stationären Sektor im vergangenen Jahr noch immer um 180 Mio. € unter dem Vorkrisenniveau.
Wachstumstreiber Internet
Dass die Branche im Jahr 2022 mehr verdiente als drei Jahre davor, lag im Wesentlichen am Online-Bereich. Schon im ersten Corona-Jahr wuchs das Online-Glücksspiel signifikant. In den Folgejahren beschleunigte sich der Trend augenscheinlich. Im Jahr 2022 stiegen die Erträge mit Glücksspiel und Online-Wetten um 22,1% gegenüber Vorjahr auf 703 Mio. €. Damit war der Online-Sektor erstmals das größte Spielsegment in Österreich.
„EuroMillionen” rückläufig
Leichte Einbußen gab es zuletzt indessen bei den Lotterie-Glücksspielen. Im Vergleich zum Jahr davor sanken die Erlöse abzüglich der ausbezahlten Gewinne im Jahr 2022 um 2,1% auf 699 Mio. €. Der Rückgang war zum überwiegenden Teil auf „EuroMillionen” zurückzuführen. „Während also Spiele mit Unterhaltungsfaktor florierten, war man bei der Suche nach dem ‚großen Glück', also Glücksspielen mit extrem hohen in Aussicht gestellten Gewinnen, wieder bescheidener”, so Kreutzer. (red)
