Der unverzichtbare Begleiter Radio
© Sabine Hauswirth
MARKETING & MEDIA Redaktion 12.05.2023

Der unverzichtbare Begleiter Radio

24 Jahre nach dem Start der Privatradios führen diese nun in der werberelevanten Zielgruppe. Der ORF ist dennoch positiv gestimmt.

••• Von Georg Sander

Österreichs Privatradios übernahmen im Jahr 2022 die Führung gegenüber Ö3 in der werberelevanten Zielgruppe. Die von der RMS vermarkteten Privatsender kamen im Radiotest 2022 auf 42% aller gehörten Radiominuten beim jüngeren Publikum, Ö3 auf 35%. Zusammengenommen kommen die ORF-Radios auf einen Marktanteil von 68%, das ist ein Minus von vier Prozent gegenüber 2021.

Mit einem Aber

„Nach 24 Jahren seit dem flächendeckenden Start von Privatradio lag die RMS-Top-Kombi im Sommer letzten Jahres erstmals vor Ö3”, jubelt RMS-Geschäftsführer Joachim Feher gegenüber media­net. Alle Ergebnisse des Radiotests seither zeigen laut ihm, dass der Abstand zu Ö3 weiter anwächst. „Die Zahlen belegen eindrucksvoll, dass eine eventuell gefühlte Dominanz von Ö3 bei Weitem nicht mehr der Realität entspricht”, meint er weiters. Allerdings gibt es dabei ein Aber, wie Kronehit-Geschäftsführer Mario Frühauf weiß.

„Üblicherweise geht das Werbegeld dorthin, wo die Hörer sind. Diese These stimmt im österreichischen Werbemarkt nur bedingt, da der ORF sehr große Anstrengungen unternimmt, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken”, so Frühauf.
Corinna Drumm, Geschäftsführerin des Verbandes Österreichischer Privatsender, sagt unmissverständlich: „Erfreulicherweise sehen wir stabile Werte bei der Nutzung unserer Sender und Angebote. Dennoch ist die private Medienbranche in einer sehr angespannten Situation.” Die Mischung aus Erlösrückgängen und Kostensteigerungen sei für werbefinanzierte Medien sehr schwer zu managen.

Durch den Tag mit Radio

Dazu äußert sich ORF-Radiodirektorin Ingrid Thurnher auf Anfrage nicht. Sie hält allerdings fest: „Die Radios sind nach wie vor ein unverzichtbarer Begleiter für sehr viele Menschen in Österreich. Die ORF-Radioprogramme werden auf allen Ausspielwegen als in die Tiefe gehendes Informationsmedium oder als Begleitung durch den Tag und durch die Nacht intensiv genutzt.”

Gerade in der Pandemie war das mancherorts schon als altbacken verschriene Medium ein Gewinner. „Mit einer täglichen Nutzung von 74,9 Prozent erfreut sich das Medium Radio großer Beliebtheit. Warum das so ist, hat sicherlich damit zu tun, dass sich das Radio, wie kein anderes Medium, stets den technologischen Entwicklungen perfekt angepasst hat und durch sie noch attraktiver wurde”, erklärt Frühauf einige Gründe. Radio werde über diverse Kanäle (UKW, DAB+, Streaming) verbreitet und könne eben auf unterschiedlichen Endgeräten genutzt werden.
Zudem habe Radio in den letzten Jahren seine starke Resilienz bewiesen, wie Feher anmerkt: „Radio ist der Tagesbegleiter Nr. 1 und aus Alltag nicht wegzudenken.” Das gilt sowohl öffentlich-rechtlich, als auch privat: Drumm meint: „Die Mitarbeiter des privaten Rundfunks arbeiten täglich mit viel Herzblut und hoher Professionalität daran, diesen Erwartungen nicht nur zu entsprechen, sondern sie mit Überraschungen und Innovationen überzuerfüllen.”

Wirtschaftlichkeit

Im „Streaming War”, spielt Drumm nebst der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz noch auf Onlineradio an, sind Relevanz und Österreichbezug Schlüssel zum Erfolg. Gegenüber Online, die „lediglich algorithmusgesteuert und redaktionslos arbeiten”, biete man überzeugende USPs. Allerdings müsse das auch bezahlt werden.

Feher zählt Vorteile der Privaten auf: Über 90% in jeder Zielgruppe hören täglich Radio. Die Werbeformen zeichnen sich aus seiner Sicht durch Simplizität und Schnelligkeit bei Produktion bis Ausspielung aus. Audio rege die Fantasie an und hat zudem die „beste Klimabilanz aller Medienkanäle. Hinzu kommen dann auch noch alle Möglichkeiten, die sich durch die zunehmende digitale Nutzung des Mediums ergeben: Targeting, Storytelling, Reach-Boosting, Dynamic Creatives, Programmatic und so weiter.” Und der Preis stimme: „Mit einem TKP von 3,88 Euro unterbieten wir Ö3 um 23 Prozent.” So biete man allen Werbetreibenden in Zeiten, in denen die Inflation in allen Bereichen zuschlägt, die Möglichkeit, mehr Leistung und dies günstiger als in der Radiovergangenheit einzukaufen

Rot-weiß-rot

Radio spielt letztlich auf für die Künstlerszene eine Rolle. „Österreichische Künstler hört unsere Community gerne. Zusätzlich ist für uns bei Kronehit die DJ-Szene wichtig. Die Hauptsache dabei ist immer, dass die Musik auf Kronehit unseren Hörerinnen und Hörern gefällt”, erklärt Frühauf zu dem Thema.

Radio, so Feher, könne mit dem kuratierten Musikprogramm die Hörer musikalisch weiterentwickeln. Und wie sieht Thurnher hier die Rolle des ORF? „Dies schaffen die ORF-Radios in hervorragendem Maße. Kuratiert und in Kontexte eingebettet, ermöglicht das Radio für Kunstschaffende von der Architektur, über bildende und darstellende Kunst bis hin zu Literatur und Musik Bekanntheit und Auseinandersetzung mit ihren Werken.”

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