Die im Dunkeln sieht man nicht
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MARKETING & MEDIA Dinko Fejzuli und Daniela Prugger 18.11.2016

Die im Dunkeln sieht man nicht

TV-Macher wollen auf den Programmplätzen ganz vorn gereiht sein. Eine Initiative will nun eine gemeinsame Liste für alle.

••• Von Dinko Fejzuli und Daniela Prugger

Dass die ersten zwei Programmplätze ORF eins und ORF 2 gehören, ATV auf Fernbedienungstaste die Nummer drei und Puls 4 die Vier bekommt, scheint unter allen heimischen TV-Machern unbestritten. Doch wer dann dahinter kommt, darüber ist man sich in der Branche oft nicht einig, und so müssen derzeit alle Sender mit den Geräte-Herstellern (TV, Box, …) und den Sat- bzw. Kabelnetzbetreibern einzeln reden, um festzulegen, an welchem Senderplatz sie nun gereiht werden. Und eines wollen sie dabei alle: Möglichst weit vorn auf der Fernbedienung landen, denn je weiter hinten, desto geringer die Chance, gesehen zu werden.

Seit gut zwei Jahren gibt es mit www.fernsehliste.at, betrieben vom Elektrofachhändler Robert Neuber (Digikabel), bereits einen Vorschlag, wie so eine Reihung aussehen könnte. Auf der Liste selbst finden sich nach ORF und ATV vor allem die Pro7-Sender Sender auf den vorderen Plätzen; dann kommen ATV II, und erst dann die IP-Sender.
Gefragt nach den Kriterien der Reihung, gibt Neuber gegenüber medianet an, diese nach „Programminhalten, Themenblöcken, aber auch Kooperationen” zusammenzustellen. Eine Kooperation hat Neuber etwa mit der Pro7-Gruppe.
Nun gibt es ein zweite Initiative zum Thema, denn: Die Medienhäuser Red Bull Media House, ATV Privat TV, R9 Regional TV, Goldbach Media Aus­tria und IP Österreich haben den „Verein zur Förderung von TV-Programmlisten mit Österreich-Bezug” gegründet.
Ziel des Vereins sei „die Schaffung von mehr Transparenz für österreichische Seher und eine faire Reihung und Verteilung von Programmplätzen”, so der Verein in einer Aussendung.
Vorstand ist IP-Geschäftsführer Walter Zinggl. Der öffentliche Auftritt erfolgt unter dem ­Namen österreichliste.at.
Gefragt nach den Kriterien bei der Erstellung der Liste, meint Zinggl gegenüber medianet: „Der wesentlichste Parameter ist die Beliebtheit der Sender beim österreichischen Publikum, die sich in den Marktanteilen ausdrückt. Zum Beispiel ca. 7% für RTL und ca. 1% für ORF III sprechen hier eine deutliche Sprache. Es gibt aus der Sicht des Publikums wahrscheinlich die Unterscheidung nach Herkunftsland weniger, als sich Medien-Manager oder Politiker das erträumen. In einem Markt hat der Konsument immer das letzte Wort.”
Zinggl weiter: „Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, aktiv dazu beizutragen, dass die österreichischen TV-Konsumenten leicht verständliche, logische und den Marktgegebenheiten entsprechende TV-Programmlisten bei möglichst allen Verbreitern vorfinden.” Angesprochen werden sollen Kabelnetzbetreiber, SAT-Anbieter, aber auch die Hersteller von TV-Geräten.

Alle in ein Boot?

Ab sofort wird der Verein Gespräche mit allen relevanten Marktteilnehmern zur Kommunikation seiner Vereinszwecke aufnehmen; der öffentliche Auftritt erfolgt unter dem Namen oesterreichliste.at.

„Es geht uns um eine gerechte und faire Reihung und Verteilung von Programmplätzen bei den verschiedenen Distributoren, wobei österreichische Programmleistungen und Wertschöpfungen ein besonderes Gewicht haben sollen”, so Zinggl.
Selbstverständlich habe auch die Quotenrelevanz in den österreichischen Haushalten Gewicht. Zinggl: „Als Programmanbieter wissen wir, dass die Reihung in den TV-Programmlisten von mittel- und langfristiger Bedeutung für den Erfolg ist, und es kann nicht sein, dass nur ökonomische Stärken die Messlatte darstellen.”
Seitens ATV zeigt man sich erfreut über die Initiative: „Das Projekt ‚Österreichliste' wurde vor ungefähr zwei Jahren ins Leben gerufen, um einen Standard zu etablieren, wie österreichische Sender bei Kabelnetzbetreibern, Produzenten von Set-Top-Boxen, TV-Herstellern usw. gelistet sein sollen. Der österreichische TV-Konsument soll seine österreichischen Programme auch finden können. Das Listing macht deshalb vor allem für den Konsumenten Sinn und reiht die Marktteilnehmer gerecht. Zuerst kommen österreichische Programme, die in Österreich Wertschöpfung generieren; ­diese sind ORFeins, ORF2, ATV HD, Puls 4, Servus TV und ATV2. Danach werden die deutschen Programme mit österreichischen Werbefenstern gelistet. Dahinter folgen in Blöcken zusammengefasst Regionalsender, deutsche Sender usw.”, so Martin Gastinger, Geschäftsführer ATV.

„Pseudoinformationen”

Dass die IP-Gruppe bei einer ­Initiative mitmacht, die neben dem Faktor Relevanz vor allem jene Sender mit einem „Österreich-Bezug” bevorzugt, erklärt Zinggl gegenüber medianet so: „Die IP-Sender liefern erstens ­österreichische Werbeblöcke und verhindern dadurch ‚Falsch- oder Pseudo-Information' durch die Kommunikation deutscher Angebote, die am österreichischen Markt nicht gelten, und sind zweitens aufgrund ihrer Beliebtheit bei österreichischen Seherinnen und Sehern aus einer österreichischen Programm-­Liste nicht wegzudenken.”

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