Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
AUF SCHIENE. Stichworte wie Fachkräftemangel, Globalisierung und agiles Management wurden greifbarer, wenn man am Dienstag ÖBB-Konzernchef Andreas Matthä im Klub der Wirtschaftspublizisten zuhörte.
Die ÖBB gelten ein grünes Vorzeigevehikel, um im „Autoland” Österreich Alternativen zur klimaschädigenden Mobilität – von Menschen und Gütern – durchzusetzen. Die Fahrgastzahlen explodieren. Dazu trägt auch das Klimaticket bei, das derzeit etwas instabil durch die Koalitionsverhandlungen wackelt.
Allerdings holpert die Bahn derzeit über einige Hindernisse. Jährlich werden bis 2030 rund 4.000 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht. 120.000 haben sich denn auch im vergangenen Jahr beworben, 6.200 konnte man tatsächlich einstellen. 2.000 Lehrlinge bildet man jährlich in Marke Eigenbau aus. Dennoch bleibt das Recruiting herausfordernd. Die Fluktuation in den ersten beiden Jahren ist hoch. Prämien, wertschätzendes Klima, flexible Arbeitszeiten, Stabilität und berufliche Perspektiven sollen die „Neuen” zum Bleiben überreden.
Auch der Güterverkehr der ÖBB ist weitgehend auf Schiene. Wäre da nicht die Deutsche Bahn, deren Infrastruktur schon unter Merkels Kanzlerschaft weitgehend sich selbst überlassen wurde. Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. In Deutschland sei kein einziger Güterzug pünktlich, beklagt Matthä. Die ÖBB beschäftigten in Wien mittlerweile ein Team von 30 Personen, das sich ausschließlich damit auseinandersetzt, die ÖBB-Güterzüge halbwegs friktionsfrei durch das Nachbarland zu leiten. „Wenn du aus Österreich über die deutsche Grenze fährst bei Salzburg, dann ist das, als ob du vom Silicon Valley in die wilde Prärie kommst”, bestätigte Ex-ÖBB-Chef Christian Kern. Eine denkbar undankbare Aufgabe für jene, die hierzulande dafür geradestehen, dass das Werkl rund läuft.
Manager werden bald so rar sein wie Handwerker und Pflegekräfte, sagt Managementexperte Harald Schönfeld. Wunder ist das keines.