Im Zeichen der Ökonomie
MARKETING & MEDIA Redaktion 14.01.2022

Im Zeichen der Ökonomie

Populäresoterik ist die Wurzel vielen Übels. Mit wem es die Sterne dennoch gut meinen.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

AUSBLICKE. Wirtschaftsastrologie ist in den USA ein boomender Wirtschaftszweig. In Österreich hat die Nachfrage durchaus Luft nach oben. Warum eigentlich? Das Berufsbild Astrologie klingt (gemäß WKO-Leitlinien) recht vertrauenerweckend: Es „grenzt sich deutlich von der Wahrsagerei ab”. Der verantwortungsbewusste Astrologe überprüft „bei der Interpretation von Horoskopen nach bestem Wissen und Gewissen das astrologische Know-how” und wendet es „nur innerhalb der Grenzen der Fachkompetenz an”. Und: „Horoskopinterpretationen können von verschiedenen Standpunkten aus erfolgen.” Vom Standpunkt der Rationalität aus interpretiert, könnte man meinen, dass die Astrologie in etwa so gut zu Wirtschafts- und Börsenprognosen taugt wie das konzentrierte Lesen von Kaffeesud oder die regelmäßige Benutzung von Auraspray. Andererseits hat Gerda Rogers eben ihren 80er begangen. Man kommt also am Thema nicht vorbei.

Die Basis für die Attraktivität von Horoskopen wurde schon in den 1920ern gelegt, von einem Zirkusdirektor – Phineas Taylor Barnum, darum: Barnum-Effekt – , der, geschäftstüchtig, „a little something for everybody” bieten wollte, Kuriositäten nach jedermanns Geschmack.
Spätere Experimente belegten, dass es, banal erklärt, einen breiten Katalog an Allgemeinplätzen gibt, mit dem sich so gut wie jeder identifizieren kann bzw. will. Davon profitieren Astrologen ebenso wie Wahrsager und sonstige Akteure psychologisch angehauchter Esoterikangebote.
Anknüpfen könnte man damit an die steile Karriere des ehemaligen Finanzministers, der kleine mathematische Schwächen jetzt mit einem Topjob bei einem internationalen Investmentunternehmen kompensiert. Gernot Blümel ist nämlich Skorpion – und die Skorpione müssen sich laut Politiker-Jahressternschau von Frau Rogers heuer auf jeden Fall „warm anziehen”. Per aspera ad astra.
Andererseits arbeitet Superfund mit vollautomatisierten Tradingsystemen. Das kann jetzt also so schief gar nicht gehen.

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