(K)Ein Interessenkonflikt
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Alexander Oswald
MARKETING & MEDIA Redaktion 02.02.2024

(K)Ein Interessenkonflikt

Gegen strengere Regulierungen bei an Kinder gerichteter Lebensmittelwerbung zu sein, sei realitätsfremd, so ÖMG-Präsident Alexander Oswald.

Gastkommentar ••• Von Alexander Oswald

WIEN. Kürzlich erschien in medianet ein Beitrag, in dem sich Andreas Ladich, Präsident des Marketingclubs Österreich (MCÖ), gegen strengere Regulierung von Lebensmittelwerbung ausspricht, die Gesundheitsminister Rauch aufgrund von Ergebnissen einer aktuellen Studie fordert. Es geht um Werbung, die an Kinder gerichtet ist.

Es ist schon fast bewundernswert, wie konsequent der MCÖ die Augen vor den alarmierenden Zahlen verschließt – zum Beispiel aktuell zu Übergewicht in Österreich.
16,6% der Bevölkerung sind betroffen, jedes vierte Volksschulkind ist zu dick – das ist die harte, unangenehme Realität! Jetzt zu behaupten, Werbeverbote wären schädlich für den Wirtschaftsstandort, klingt beinahe zynisch, wenn man die enormen Folgen von Übergewicht für die österreichische Gesellschaft, die Volkswirtschaft und das Gesundheitssystem betrachtet.
Wollen wir – im Jahr 2024 – tatsächlich noch die Gesundheit unserer Kinder für Einnahmen opfern? Sind wir nicht längst klüger geworden? Hat uns die Krise beim Klima nichts gelehrt?

Fakten sprechen für sich

Der von Ladich getätigte Aufruf zur Selbstverantwortung ist realitätsfern. Es ist, als würde man ein brennendes Haus betrachten und sagen: „Nun, es wäre wirklich besser, wenn das Feuer sich selbst löschen würde.”

Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Jedes vierte Volksschulkind ist zu dick! Wir brauchen dringend effektive Maßnahmen statt leerer Worte.
Ja, reine Werbeverbote sind keine Lösung. Das bloße Verbot von Werbeverboten allerdings auch nicht. Denn das Problem des Übergewichts aufgrund falscher Ernährung bei Kindern und Jugendlichen bleibt bestehen. Großbritannien hat eine Softdrink-Steuer eingeführt, und die Hersteller haben den Zuckeranteil gesenkt.

Deutschland geht voran

Die deutsche Regierung hat sich das nicht getraut und den Bürgerrat „Ernährung im Wandel” befragt. Ergebnis: Die Mehrwertsteuer auf sehr zuckerhaltige Produkte soll erhöht werden. Der Weg ist klar: Marken haben die Verantwortung und sind der vertrauenswürdige Absender.

Die aktuelle Studie des Markenartikelverbands (MAV) zeigt eine bemerkenswerte Vertrauensbasis in Marken auf. Josef Braunshofer, Präsident des MAV, hebt hervor, dass Marken-Qualität beim Konsum Sicherheit und Vertrauen vermittelt, gerade in unsicheren Zeiten. Diese Vertrauenswürdigkeit von Marken, insbesondere bei den 16- bis 29-Jährigen, wo fast die Hälfte dieser Altersgruppe den Markenprodukten großes Vertrauen schenkt, ist nicht zu unterschätzen.
Günter Thumser, Geschäftsführer des MAV, betont, dass Marken für konstante Qualität und Verantwortungsbewusstsein gegenüber Kunden, Gesellschaft und Umwelt stehen. Im Sinne der Verantwortung für die Gesellschaft (und den realen Zahlen zu Zivilisationskrankheiten & Übergewicht) muss das auch die Sensibilisierung für die Auswirkungen ungesunder Lebensmittel umfassen. Marken, die so viel Vertrauen genießen, haben also auch die Pflicht, dieses Vertrauen in positive gesellschaftliche Veränderungen umzusetzen. Dies umfasst die Förderung einer ausgewogenen Ernährung, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen.

Es geht um Verantwortung

Die Diskussion um Werbeverbote und Gesundheitsmaßnahmen ist 2024 mehr als eine Debatte über Wirtschaft und Marketing, es ist vielmehr eine Frage der gesellschaftlichen Verantwortung. Denn es ist an der Zeit, dass alle Wirtschaftsbereiche der gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und ihren Beitrag leisten, um eine gute Zukunft für unsere Kinder zu gestalten.

Die Gastkommentare geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wieder. Wir behalten uns das Recht auf Kürzung vor.

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