Als großes Thema der Stunde spielt Künstliche Intelligenz (KI) für die Zukunft unserer Arbeit und Bildung eine richtungsweisende Rolle. Der jüngste Erfolg von OpenAIs ChatGPT zeigt: KI hat unseren Alltag erreicht. Doch KI und KI-Tools wie ChatGPT sind in Österreich noch stark umstritten.
Zwar erkennen die Österreicherinnen und Österreicher durchaus das Potenzial der Anwendungen, aber dennoch überwiegen Vorbehalte und Unsicherheiten. Zu diesen Ergebnissen kommt die repräsentative Österreich-Umfrage zu ChatGPT & KI von PwC Österreich unter 1.001 Befragten (14–75 Jahre) im Februar 2023.
ChatGPT ist aktuell noch mehr Hype als Realität: Erst rund 18% der Österreicherinnen und Österreicher nutzen das KI-Tool oder haben es bereits genutzt. Dabei ist ChatGPT vor allem bei Jüngeren beliebt: Rund ein Drittel (34%) der Gen Z (12–28 Jahre) gibt an, das KI-Tool zu nutzen oder bereits genutzt zu haben. Bei den Millennials (29–42 Jahre) sind es 22%, bei der Gen X (43–57 Jahre) elf Prozent und bei der Generation Baby-Boomer (58–76 Jahre) nur mehr sechs Prozent, so das Ergebnis der Studie.
Doch das Interesse der Österreicher ist geweckt, und ChatGPT hat Zukunftspotenzial: Rund ein Viertel (26,7%) der Befragten, die das Tool bisher noch nicht nutzen, möchten das in naher Zukunft tun. Die Nutzeranzahl könnte sich bald erhöhen.
Rasante Weiterentwicklung
„KI-Lösungen verbessern sich laufend: Ob GPT4 oder bilderkennende Analysetools, die Jahre vor Ausbruch Brustkrebs erkennen – fast täglich kommen derzeit Meldungen von echten Meilensteinen in der Anwendung von Künstlicher Intelligenz in die Medien. KI wird auf diese Weise gerade jetzt Teil unseres Alltags – wir erleben sozusagen Technologiegeschichte”, erläutert Andreas Hladky, Partner und Leiter des Bereichs Digital Consulting bei PwC Österreich.
ChatGPT erfüllt für die Befragten vielfältige Funktionen. Die derzeitig aktiven und potenziell zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer geben an, das KI-Tool bereits für die folgenden Anwendungszwecke zu nutzen oder zukünftig nutzen zu wollen: Beruflich wie auch privat zum Übersetzen und Verfassen von fremdsprachigen Texten (75%), wie eine Suchmaschine als Google-Alternative (73%), um erfundene Texte für Unterhaltungszwecke zu verfassen wie Witze, Songtexte oder Geschichten (61%) sowie um berufsbezogene Texte zu verfassen (55%).
Auch Schüler und Studenten haben die Vorteile von ChatGPT für sich entdeckt. So wird das KI-Tool bereits für schulische Zwecke genutzt oder soll dafür zukünftig verstärkt eingesetzt werden – als virtueller Lehrer, der komplexe Sachverhalte einfach erklärt, und zur Prüfungsvorbereitung (57%), um schriftliche Arbeiten wie Hausarbeiten und Referate zu verfassen (38%) sowie zum „Schummeln” während Prüfungen (33%).
Vorbehalte überwiegen
Und Obwohl die Österreicherinnen und Österreicher vom Zukunftspotenzial von ChatGPT und KI überzeugt sind, überwiegen aktuell noch Vorbehalte: Zwar sind fast zwei Drittel (63%) der Befragten der Meinung, dass KI-Anwendungen wie ChatGPT unsere Gesellschaft – vor allem im Arbeits- und Bildungsbereich – revolutionieren werden. Dennoch haben 67% nur wenig Vertrauen in KI-Anwendungen und empfinden deren zunehmenden Einsatz als beängstigend oder beunruhigend. Das Misstrauen ist mit 56% bei der Gen Z am geringsten und bei der Generation Baby-Boomer mit 81% am stärksten ausgeprägt.
Zu den größten Sorgen und Ängsten der Menschen zählen, dass ChatGPT und KI verstärkt für Betrugsmaschen eingesetzt werden könnten (78%) und dass sie auf unseriöse Informationsquellen zurückgreifen oder Falschinformationen darstellen (77%). Zudem haben die Befragten moralische und ethische Bedenken (67%).
Strenge Regeln gefordert
Die meisten Sorgen macht sich die Gen Z um unseriöse Informationsquellen und Falschinformationen (66%), bei der Generation Baby-Boomer ist hingegen die Angst vor Betrugsmaschen (87%) am größten.
Das geringe Vertrauen in ChatGPT und KI lässt Forderungen nach strengeren Regulierungen laut werden: Rund acht von zehn Österreichern (81%) fordern, dass ChatGPT und andere KI-Anwendungen strenger reguliert, überwacht und regelmäßig überprüft werden sollten, um Datenschutz, Neutralität und Korrektheit zu gewährleisten.
Jobkiller KI?
63% sind der Meinung, dass KI und KI-Anwendungen wie ChatGPT in Zukunft zahlreiche Arbeitsplätze in Österreich bedrohen und für einen Wandel in der Arbeitswelt sorgen könnten. Dabei glaubt rund ein Drittel (37%), dass der eigene Arbeitsplatz ganz oder zumindest teilweise ersetzt werden könnte.
Insbesondere bei der Gen Z bangt jeder Zweite um den eigenen Arbeitsplatz (50%); bei den Millennials sowie der Generation Baby-Boomer ist es mit 37 bzw. 32% vergleichsweise nur rund jeder Dritte.
Dennoch sehen viele auch Vorteile im Einsatz von KI: Mehr als die Hälfte (57%) denkt, dass dadurch mühsame und lästige Aufgaben wegfallen könnten und sich die Arbeit effizienter gestalten lassen könnte. 40% möchten, dass die Vorteile von KI genutzt und zukünftig verstärkt zur Arbeitserleichterung eingesetzt werden.
„Menschen haben Angst, Künstliche Intelligenz könnte künftig unsere Arbeit wegnehmen. Gleichzeitig fehlt es der Wirtschaft an Fachkräften und Talenten. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Angst vor der Automatisierung zu nehmen und da – wo sinnvoll – Aufgaben und Prozesse zu vereinfachen. Das bietet gleichzeitig eine Chance: Unternehmen können so Talente ‚freischaufeln', die sich dann vermehrt der Lösung wirklich wichtiger gesellschaftlicher und umweltspezifischer Herausforderungen widmen können”, so Andreas Hladky.
Macht ChatGPT Schule?
Fast drei Viertel der Österreicher (73%) sind der Meinung, dass sich der zunehmende Einsatz von KI-Anwendungen wie ChatGPT negativ auf den Bildungsbereich wie beispielsweise das Bildungsniveau junger Menschen auswirken könnte. Folglich sind fast zwei Drittel (64%) dafür, dass der Einsatz von ChatGPT und weiteren KI-Anwendungen an Schulen, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen verboten werden sollte. Für dieses Verbot sprechen sich rund 70% der Baby-Boomer und Gen X aus, hingegen deutlich weniger die Gen Z mit nur 54%. (red)