Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
KOMMUNIZIERENDE GEFÄSSE. Braucht der Mensch Regeln? Natürlich. Aber wie weit muss dieser ordnende Eingriff reichen? Bis in die zartesten Verzweigungen menschlichen Miteinanders? Soll er vielmehr nur als grobes Richtlinien-Raster der Gesellschaft übergestülpt werden? Vieles erregt derzeit die Gemüter. Die Masken, die Sperrstunde, die Veranstaltungen, die Kultur, die Schulen, die finanzpolitischen Irrungen und Wirrungen. Je höher die Spannung, desto größer der Druck, desto höher der Widerstand. Was klingt wie „Physik verstehen, 6. Schulstufe”, gilt zunehmend für das soziale Miteinander.
Die gesellschaftliche Polarisierung ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass man vom Tragestil des Mund-Nasen-Schutzes auf die politische Ausrichtung des Trägers schließen kann – so wie auf dessen Anfälligkeit für Verschwörungstheorien diverser Schwierigkeitsgrade. Auch nur ein Vorurteil? Vielleicht. Denn dann besteht noch Hoffnung, dass mit der heiß umfehdeten – wild umstrittenen – ersten funktionierenden und nicht gesundheitsgefährdenden Covid-Impfung wieder Vernunft einkehrt im Staate Österreich. Und allerorten.
Clownerien
„Eine Clownerie und Klänge aus Ravels ‚Bolero' haben am Donnerstag den Klimagipfel Austrian World Summit in der Spanischen Hofreitschule eröffnet”, berichtet die APA. „Für die ‚Corona-Ausgabe' wurden in der Reitinstitution Bäumchen als Abstandhalter zwischen den Sitzen platziert, sodass sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf der ‚Konferenz der Bäume' wähnte.”
Die seit Mittwoch rollende Erheiterungswelle zur Trumpschen Tourismuswerbung für die Destination Österreich braucht man an dieser Stelle nicht zu wiederholen. Aber eine „Konferenz der Bäume” klingt im Lichte der derzeitigen diskussionskulturellen Entwicklung tatsächlich wie ein zutiefst erstrebenswerter Event für diesen gebeutelten Globus.
