Man reiche uns Popcorn!
MARKETING & MEDIA Redaktion 02.06.2023

Man reiche uns Popcorn!

Morgen, Samstag, im Linzer Design Center: Babler vs. Doskozil – live und in Farbe.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

 

EINWURF. Heiß umfehdet, wild umstritten: Morgen findet ein entscheidender SPÖ-Parteitag statt. Davor noch ein kurzer Rückblick: Vor fast genau einem Jahr ließ sich Bundeskanzler Karl Nehammer offiziell zum ÖVP-Parteiobmann küren. Er hatte sich damals die Latte nicht allzu hoch gelegt: Als Ziel gab er aus, dass „alles, was besser ist als das Parteitagsergebnis für Pamela Rendi-Wagner” ein „Erfolg” wäre. Die SPÖ-Chefin hatte sich mit 75,3 Prozent begnügen müssen. Nehammer punktete nach einem von Beobachtern als äußerst „transparent” beschriebenen Wahlgang dann auch mit ungewöhnlichen 100 Prozent.

Seitdem, und schon davor, führt die SPÖ eine hitzige Personaldebatte, befeuert von Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Mitte März gab er bekannt, dass er sich um den Vorsitz der Bundes-SPÖ bewerben will. Kurz darauf stieg der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler mit in den Ring, angetrieben von der neuen linken Normalität, die sich in einigen Wahlergebnissen der letzten Zeit niedergeschlagen hatte. Eine Mitgliederbefragung sollte es richten. Tat sie nicht.
Rendi-Wagner zog sich zurück. Seitdem, und schon davor, fliegen die Hackln tief bei den Sozialdemokraten. Was man in den vergangenen Krisenjahren an aufgelegten Elfmetern liegengelassen hat, wird jetzt ins eigene Spielfeld gedroschen, teils ins eigene Tor. Die Kampfabstimmung am Samstag solls richten. Wird sie nicht.
Die Selbstbeschädigung einer Partei mit Anlauf und Vorsatz ist per se betrachtet keine Premiere in Österreich, darf aber dennoch in der jetzigen Ausformung als bizarr eingestuft werden. Und: Die Steigerung von Feind ist der Parteifreund – wiewohl die mit „Freundschaft” grüßenden Genossen, aufgesplittet in Stadt und Land, links und rechts, einander schon seit Längerem nicht grün sind.
In der Wahl seiner Feinde kann man nicht vorsichtig genug sein, wird Oscar Wilde zitiert. Da ist etwas dran. Kurz: Kaufen Sie sich für morgen noch ein Sackerl Popcorn. Es bleibt spannend.

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