Mehr Programmwert für die Kulturnation
Präsentation Die ORF III-Geschäftsführer Peter Schöber und Kathrin Zierhut-Kunz mit Chefredakteurin Lou Lorenz-Dittlbacher.
MARKETING & MEDIA Redaktion 10.03.2023

Mehr Programmwert für die Kulturnation

Auch 2023 setzt ORF III auf die etablierten Säulen Kultur und Information. Auf hohem Niveau – und im Budgetrahmen.

••• Von Dinko Fejzuli

Auch im Jahr 2023 setzt ORF III auf seine etablierten Säulen Kultur und Information, wobei man nicht zuletzt mit neuen Doku-Großreihen die Schnittmenge aus beiden Bereichen stärken will – und das alles im Budgetrahmen. „Wir sind so eine Art Effizienzweltmeister”, zollte Co-Geschäftsführerin Kathrin Zierhut-Kunz den Kollegen bei der Präsentation am Dienstag dieser Woche Respekt. Einsparungspuffer bei ORF III mit seinem „niedrigen zweistelligen Millionenbetrag” an Budget gebe es schlicht nicht.

Wie ja ORF-Generaldirektor Roland Weißmann verkündete, muss der ORF bis 2026 insgesamt 300 Mio. € an Einsparungspotenzial im Konzern finden.
So steht etwa das Radio Symphonie-Orchester zur Disposition, und auch der Spartensender ORF Sport plus wird in seiner linearen Form aufgelassen und geht zum Teil in der neuen, digitalen ORF-Plattform auf; diverse Programminhalte des Sportsenders wandern ins Hauptprogramm.
Gefragt, ob es in den letzten Wochen Bedenken gab, ob auch ORF III aufgrund der Sparmaßnahmen zur Disposition stünde, um einen Beitrag zum Sparprogramm zu leisten, gibt Zierhut-Kunz zur Antwort: „Man bräuchte etliche ORF III, um auf die 300 Millionen zu kommen.”

1.000 Stunden Information

In der Tat ist der ORF III effizient aufgestellt, produziert mit 62 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern rund 2.000 Programmstunden und ist mit einem Teil dieses Contents auch auf den Partnersendern arte und 3Sat präsent.

Gut die Hälfte der auf dem Kutur- und Informationssender gesendeten Programmstunden fällt allein auf die Information: Dazu ORF-III-Chefredakteurin Lou Lorenz-Dittlbacher: „Es sind herausfordernde Zeiten, aber wir wissen, was wir in diesen herausfordernden Zeiten zu tun haben: das, was wir am besten können – die Menschen in Österreich zu informieren. Wir haben im vergangenen Jahr mehr als 1.000 Sendestunden in der Information produziert. Dieses ­Angebot ist aus dem Programm des ORF nicht mehr wegzudenken.”

Neue digitale Möglichkeiten

Peter Schöber ergänzt dazu: „Mit mehr als 40 Regelformaten und rund 900.000 Zuseherinnen und Zusehern täglich sind wir der erfolgreichste Kultur- und Informationssender Europas und schaffen auch 2023 noch mehr Programmwert für die Kulturnation Österreich.”

Um diese Position auszubauen, hofft man aber auch auf weitere Möglichkeiten, sich auf vor allem diversen digitalen Kanälen präsentieren zu können. Für die Zeit nach der Verabschiedung der Digitalnovelle arbeite man dementsprechend bereits an der Transformation und Einbindung der Klassikplattform Fidelio, die im Zuge des ORF-Einsparplans aufgegeben wird, wobei das neue Klassikportal in jedem Falle ohne Bezahlschranke aufgesetzt sein wird.

Oper und Operette

Programmatisch kommt auch das etablierte Standbein der Festivalübertragungen ebenfalls 2023 zum Einsatz.

So gibt es Inszenierungen von Großtankern wie den Bregenzer Festspielen (Verdis „Ernani”), die „Carmen” aus dem Steinbruch St. Margarethen oder die Eröffnung des Grafenegg Festivals. Aber auch die fixen Häuser werden bedacht, wenn man Aufführungen aus der Wiener Staatsoper oder dem Musikverein überträgt. Schöber dazu: „An diesem Programm sehen Sie, dass wir bei der Klassik alle Kracher des Kultur-Eventjahres in ORF III zeigen.”

Literatur & Zeitgeschichte

Im Bereich Literatur ist man auch heuer beim Bachmann-Preis mit von der Partie, während die traditionell von Heinz Sichrovsky moderierte Literatursendung diskursiver werden soll und in „Lesen und streiten” umbenannt wird. Und nicht zuletzt der Gastlandauftritt Österreichs bei der Leipziger Buchmesse wird mit einer Sondersendung bedacht.

Und warum der Begriff „streiten” in diesem Zusammenhang auf keinen Fall negativ zu sehen sei, das erklärt Schöber folgendermaßen: „Ich finde, dass wir das Streiten verlernt haben. Früher sagte man, I disagree, let’s discuss, und heute herrscht hier die Einstellung ‚I feel offended' vor”, so der ORF III-Geschäftsführer.
Neben der Diskussion um aktuelle Geschehnisse blickt man aber auch zurück: Unter dem Titel „Österreich. Die ganze Geschichte” hat man eine 40-teilige Dokureihe aufgesetzt, welche die Geschichte des Landes vom Jahr 967 beginnend aufarbeitet. Begleitet wird das Projekt von einem hochkarätig besetzten wissenschaftlichen Beirat, um die Seriosität des Formats zu gewährleisten.
Noch dezidierter um die Zeitgeschichte geht es allsamstäglich in der gleichnamigen Dokureihe, während „BaumeisterInnen der Republik” Persönlichkeiten wie Ex-Vizekanzlerin Susanne Riess oder die einstmalige Nationalbankpräsidentin Maria Schaumayer in Einzeldokumentationen würdigt. „Russland und wir” dokumentiert als Koproduktionsreihe hingegen das Verhältnis des östlichen Reichs zu Europa.

Anlassbezogene Schwerpunkte

Abseits dieser längerfristigen Reihen setzt man auch 2023 anlassbezogene Schwerpunkte, wenn etwa Ostern mit einem ganzen Strauß an Dokumentationen, Spielfilmen oder Liveübertragungen wie die des Karfreitagskreuzwegs aus Rom oder Weihnachten mit zahlreichen Konzertübertragungen gefeiert werden. Auch Jubiläen wie 300 Jahre Belvedere oder 100 Jahre ÖBB werden bedacht.

Dass ORF III dabei nicht nur als Kultur-, sondern auch Informationssender zu sehen ist, dafür steht Chefredakteurin Lou Lorenz-Dittlbacher. „Öffentlich-rechtlicher geht es gar nicht als so, wie wir es dreieinhalb Stunden täglich machen”, verwies die Journalistin auf den sehr umfangreichen Infocontent des Kultur- und eben InfoSenders und in diesem Zusammenhang unter anderem auf das Faktenformat „Wissenscheck”.
Sie wäre entsprechend auch bereit gewesen, die Parlamentsübertragungen alleine in ORF III zu stemmen, könne aber selbstredend auch gut damit leben, dass die Kollegen von ORF 2 hier weiter mit an Bord sind. Die Conclusio bei allen Einsparungsdebatten des ORF fällt für Lorenz-Dittlbacher entsprechend eindeutig aus: „Es kann nicht gehen, dass man ORF III infrage stellt.”

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