Mehr Radiosender, aber kaum einer kennt sie
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MARKETING & MEDIA Redaktion 18.04.2025

Mehr Radiosender, aber kaum einer kennt sie

Die neue RTR-Studie zeigt: Der Ausbau von Digitalradio schreitet voran, die Wahrnehmung hinkt hinterher.

••• Von Jakob Klawatsch

Rund die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher ab 15 Jahren kennt DAB+. Damit bleibt die Bekanntheit von Digitalradio hierzulande zwar konstant, konnte sich gegenüber dem Vorjahr jedoch nicht steigern – obwohl sich im Sommer 2024 das DAB+-Radioprogrammangebot nahezu verdoppelt hat und seither 60 Programme zählt. „Mit den zusätzlichen Sendern hat sich viel am Radiomarkt getan, an der Bekanntheit von DAB+ muss aber noch gearbeitet werden”, fasst Roswitha Wachtler vom zuständigen Marktforschungsinstitut Ipsos Market Research eine der wesentlichen Erkenntnisse der DAB+-Studie zusammen.

Die Studie „DAB+ Digitalradio in Österreich 2025” wurde von der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR Medien) in Auftrag gegeben, und ist die sechste Auflage einer Studie zur Bekanntheit, Wahrnehmung und Nutzung von DAB+ in Österreich. Insgesamt wurden dafür 2.900 Österreicherinnen und Österreicher im Alter von 15 bis 70 Jahren mittels Online-Umfrage oder telefonischen Interviews befragt. Die Ergebnisse wurden kürzlich von der RTR Medien präsentiert.

Plädoyer für Radio

Zu Beginn begrüßte RTR Medien-Geschäftsführer Wolfgang Struber die anwesenden Gäste und sprach einleitende Worte: Dabei hob Struber besonders die nach wie vor hohe Bedeutung des Mediums Radio hervor. „Radio ist das Medium mit der längsten Nutzungszeit und einem kostenlosen und niederschwelligen Zugang – und das seit mittlerweile hundert Jahren. In einer dynamischen und immer mehr digitalisierten Welt bleibt das Radio eine verlässliche und vertrauensvolle Informationsquelle”, so Struber.

Hinsichtlich der Bekanntheit von DAB+ zeigt sich durch die Studie, dass rund die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher schon von DAB+ gehört haben, also den Begriff Digitalradio, das Logo von DAB+ oder beides kennen. Damit liegt die Bekanntheit 2025 zwar deutlich über dem Wert der ersten Befragung aus dem Jahr 2020, an den Spitzenwert aus dem Jahr 2023 (damals 54%) kam sie aber heuer nicht heran.
Jeweils knapp ein Drittel der Befragten gab an, über das Internet oder das (Auto-)Radio DAB+ wahrgenommen zu haben. Die Wahrnehmung über das persönliche Umfeld (von 17% der Befragten angegeben) konnte 2025 leicht zulegen.

Bekanntheit variiert

Grundsätzlich ist die Bekanntheit von DAB+ von den eigenen Radio-Hörgewohnheiten abhängig: Je öfter man Radio hört, desto eher kennt man auch DAB+. Erfreulicherweise ist im Vergleich zum Vorjahr die Bekanntheit von DAB+ unter den Nicht-Radiohörerinnen und -hörern gestiegen.

Außerdem offenbart die Studie regionale Unterschiede: In den Bundesländern Oberösterreich, Steiermark und Tirol ist die Bekanntheit am höchsten, in Salzburg, Vorarlberg und dem Burgenland hingegen am geringsten.

Hinter „klassischem” Radio

Bei der Nutzung von DAB+-Radio konnte gegenüber dem Vorjahr eine zarte Steigerung verzeichnet werden. Gaben 2024 noch 23% an, schon zumindest einmal DAB+-Radio gehört zu haben, so waren es 2024 immerhin 24%. Während 51% weder DAB+ kennen, noch Digitalradio gehört haben, gaben 20% an, DAB+ zwar zu kennen, aber noch nicht gehört zu haben.

So bleibt DAB+ bei der Nutzung nach wie vor klar hinter dem „klassischen” Radio. Dennoch hören immerhin 18% der Österreicherinnen und Österreicher – also rund 980.000 Menschen – (fast) täglich, mehrmals pro Woche oder zumindest mehrmals pro Monat Digitalradio. Am fleißigsten hören dabei Menschen aus den Bundesländern Kärnten, Oberösterreich und Tirol. Dort nutzen drei von zehn Menschen die Digitalradio-Angebote.

Die geringste Erfahrung und Bekanntheit verzeichnete DAB+-Radio ausgerechnet in den Altersgruppen 50–59 und 60–70 – jene, in denen das Medium Radio am häufigsten genutzt wird.
Auch beim Vergleich zwischen Männern und Frauen offenbaren sich Unterschiede: Während 63% der befragten Männer angaben DAB+ zu kennen, taten dies bei den Frauen nur 36%. Ein ähnliches Bild bei der Nutzung, wo 34% der Männer und 15% der Frauen angaben, schon einmal Digitalradio gehört zu haben.

Auto vor Heim und Arbeit

Weiterhin am stärksten genutzt wird DAB+-Radio 2025 im Auto (von 56% der Befragten), wenngleich dieser Wert in den vergangenen zwei Jahren bereits höher war. Gleichgeblieben ist hingegen der DAB+-Konsum zu Hause (46% der Befragten), jener am Arbeitsplatz konnte im Vergleich zu den Vorjahren auf 17% anwachsen. Acht Prozent gaben im aktuellen Untersuchungszeitraum an, DAB+-Radio bei Freunden oder Verwandten zu hören. Ein Prozent hört DAB+-Radio an anderen Orten, etwa im Kaffeehaus, in Geschäften oder beim Spazierengehen.

Unbemerkter Besitz

Die vorwiegende Nutzung im Auto spiegelt sich auch beim Gerätebesitz wider: 16% der Befragten gaben an, im Auto ein DAB+-fähiges Radio zu besitzen. Danach folgen tragbare Geräte (9%) und stationäre Radiogeräte (7%). Mehr als zwei Drittel gaben an, kein DAB+-fähiges Gerät zu besitzen, 6% wissen es nicht.

Die Anzahl der Österreicherinnen und Österreicher, die ein DAB+-fähiges Gerät besitzen, ist wahrscheinlich höher als die Zahlen der Studie das vermuten lassen. „Wir sprechen beim Gerätebesitz mittlerweile vom wahrgenommenen Gerätebesitz. Denn nicht jeder, der ein DAB+-fähiges Gerät besitzt, weiß das auch”, sagt Wachtler und erklärt damit die mögliche Diskrepanz zwischen den erhobenen Zahlen und der tatsächlichen Verbreitung von DAB+-Geräten.

Gerade im Auto dürften viele Österreicherinnen und Österreicher nicht wissen, dass ihr Radiogerät DAB+-Empfang hat, denn seit 2021 muss jeder neu zugelassene Pkw in Österreich Digitalradio empfangen können, so Wachtler. In diesem Zusammenhang verwies sie auch auf den wahrgenommenen Gerätebesitz im Zeitverlauf: Dieser stieg von 2020 konstant an, erreichte 2023 mit 30% einen Spitzenwert und stagniert seither bei etwa 27%.

Im Bundesländer-Vergleich zeigt sich, dass in Oberösterreich (31%), Kärnten (29%), Niederösterreich (28%) und der Steiermark (27%) die meisten Menschen ein DAB+-fähiges Radiogerät besitzen, beziehungsweise darüber Bescheid wissen. Schlusslichter sind hier Salzburg (23%) und Vorarlberg (22%).
Dabei ist unter jüngeren DAB+-Kennerinnen und -Kennern der Gerätebesitz am höchsten, jedoch ist bei den jüngeren Altersgruppen (vor allem bei den 15- bis 29-Jährigen) auch die Unsicherheit, ob man ein DAB+-fähiges Gerät besitzt, am höchsten.

Knapp ein Fünftel (21%) der Befragten gab an, in den nächsten zwei Jahren sich mit hoher Wahrscheinlichkeit ein DAB+-fähiges Gerät anschaffen zu wollen. Damit sinkt die Anschaffungswahrscheinlichkeit heuer auf das gleiche Niveau wie 2022.

Neue Sender unbekannt

Wie Digitalradio allgemein haben auch die 29 neuen Sender, welche im vergangenen Jahr eingeführt wurden, ein Problem mit ihrer Bekanntheit. Denn genau die Hälfte der DAB+-Nutzerinnen und Nutzer gibt an, die neuen Sender nicht bemerkt zu haben, 15% wissen es nicht. Innerhalb der 35% der DAB+-Nutzerinnen und -Nutzer, denen die Sender aufgefallen sind, nehmen immerhin die überwiegende Mehrheit (79%) diese als Bereicherung wahr.

Empfang überzeugend

Am Ende fragte das Marktforschungsinstitut Ipsos Market Research die Hörerinnen und Hörer von Digitalradio noch, welche Vorteile sie mit der Technologie verbinden. Für knapp ein Viertel der Befragten ist der bessere Empfang und die regional nicht begrenzte Reichweite ein Argument für DAB+. 18% sehen Digitalradio bei der Tonqualität und beim Klang klar im Vorteil gegenüber dem „klassischen” Radio. Ebenso viele Hörerinnen und Hörer gaben die größere Auswahl an Radiosendern und das gute Programm als Vorteil an.

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