Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli
CLICKBAITING. Vor wenigen Tagen war vom Vorfall in allen Medien zu lesen: „Mann mit Penis und Bart in Damen-Sauna”. Die Empörung im Boulevard um eine „Transfrau”, die darauf bestand, eben als Transfrau in eine Damensauna gehen zu dürfen, war in den entsprechenden Leser-Foren diverser Medien heftig, und die öffentliche Erregung entsprechend groß.
Wo bleibt die Verantwortung als Medium?
Wie sich nun herausstellt, handelte es sich bei der betroffenen Person nicht um jemand, der entsprechend seiner persönlich empfundenen Geschlechtsidentität auch die passende Sauna besuchen wollte, sondern um den deutschen Politiker Bijan Tavassoli, der mit dieser Aktion provozieren und seine transphobe Agenda einfach weitertreiben wollte. Das ist ihm auch gelungen.
Tavassoli ist Mitglied der deutschen Partei Die Linke, doch die versucht derzeit, ihn als Mitglied loszuwerden.
Das Problem an der Story: Als der „Skandal” bekannt wurde, war davon in den meisten Medien zu lesen, inklusive trans- und homophober Reaktionen der Leserschaft.
Nun, als herauskam, dass alles anders war und es sich um eine bewusst gesetzte Provokation handelte, nahm kaum ein Medium davon Notiz und wenn, dann nicht mehr so prominent, wie bei der ersten Story.
Das ist ein Problem: Erstens ist der Schaden schon angerichtet, die Empörung groß, und auch die entsprechenden Medienberichte führen vermutlich zu einer noch transphoberen Einstellung bei jenen, die sich empörten; zweitens: Als sich die Story als falsch herausstellte, gibt kein Medium dieser Story über die wahren Hintergründe den gleichen Platz wie jener zuvor.
Damit nehmen Medien ihre Verantwortung nicht wahr, wenn Fehler geschehen, diese zu korrigieren – etwas, was uns bisher eigentlich von Propagandaschleudern wie Facebook & Co unterschieden hat.
Was also bleibt: Es zählt nur die Schlagzeile, ob die Story wahr ist, zählt dann schon weniger.
