Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
GUT GEMEINT. Die Bildungskarenz wird neuen Kriterien unterworfen, die Zuverdienstregeln für Arbeitslose stehen am Prüfstand, die Pflichten für Kreditnehmer werden verschärft. Dazu gesellt sich eine Reihe neuer Direktiven – KI, Umwelt, Lieferketten – , die Unternehmen und Organisationen ob der über Gebühr aufgeblähten Richtlinien ins Schwitzen bringen.
Während USA und China um die digitale Weltherrschaft pokern, will Europa die Welt mit dem scharfen Schwert der Berichtspflicht von allem Bösen erlösen. Innerösterreichisch sind uns ein paar Netsch für mehr oder weniger Aus- und Weiterbildungswillige wichtiger, als anzupacken und rot-weiß-rote Innovationen zu fördern. Zwei Drittel des Risikokapitals kommen bei großen Start-up-Finanzierungsrunden hierzulande von rein ausländisch besetzten Investorengruppen. Dahin fließen dann auch das Know-how – und letztlich die Gewinne ab. Wenn der Staat löblicherweise frühphasig vermehrt in Forschung investiert, sollte das halt nicht damit enden, dass ab einem gewissen Zeitpunkt jegliche Wertschöpfung die Staatsbürgerschaft wechselt.
Noch ein Ausflug in das Wolkenkuckucks-imperium René Benkos: Für einen 20.000 Euro-Sanierungskredit für das Haus von der Oma verlangen Banken im Regelfall den Abschluss einer Lebensversicherung. Für den Verleih einer halben Milliarde reicht mutmaßlich der Titel als Immo-Manager des Jahres. Auch der Privatjet des Ex-Tycoons wurde vom Steuerzahler querfinanziert, hatte doch die Tochterfirma einer Benko-Privatstiftung als einzigen Unternehmenszweck den – defizitären – Betrieb des Fliegers. Jetzt probieren Sie das einmal mit Ihrem Firmenfuhrpark. Mit einer verschärften Kontrolle von Bildungskarenz und Co. werden wir jedenfalls diesbezüglich keinen Blumentopf gewinnen.
Ein Nachtrag zum Thema Innovation: Das Land Kärnten entwickelt jetzt ein eigenes „KärntenGPT”. Das Kaufhaus Österreich lässt schon einmal freundlich grüßen.