••• Von Sascha Harold
Seit Herbst 2023 besteht das Studio Freude, das als Ausgründung der freude.agency (damals: Heimat Wien, Anm.) entstanden ist. Gleich im ersten Jahr konnte sich die Agentur um Co-Founder und Creative Director Simon Pointner den ersten Platz in den medianet xpert.Rankings sichern. Auch heuer hat es wieder geklappt: Studio Freude setzt sich mit einer hohen Gesamtpunktezahl von 97,59 an die Spitze, vor Future Thinking und sery*. Im ausführlichen Interview erklärt Pointner, wie die Handschrift seiner Agentur aussieht, auf welche Aufgaben er sich in diesem Jahr schon freut und spricht über ein besonders spannendes Projekt aus dem Vorjahr.
medianet: Erneut Gold in der Kategorie Branding & Design – eine Bestätigung der erfolgreichen Arbeit?
Simon Pointner: Gold ist ein schönes Symbol. Aber was uns wirklich interessiert, ist – wie fühlt sich eine Marke an? Was bleibt beim Gegenüber hängen? Wenn unsere Arbeit mit Gold ausgezeichnet wird, heißt das für uns: Das Erlebnis, das wir erzeugen, funktioniert – bei den Menschen, nicht nur in Jurys. Es berührt. Es erzeugt Freude. Und es bleibt. Das ist die eigentliche Auszeichnung.
medianet: Eineinhalb Jahre besteht Studio Freude jetzt; welches Zwischenfazit ziehen Sie?
Pointner: Studio Freude ist ein Studio für Markenerlebnisse. Wir gestalten Marken so, dass sie erlebbar werden – im Raum, digital, durch Sprache, durch Bilder, durch Design, durch Kommunikation. Nach eineinhalb Jahren merken wir: Unser ganzheitlicher Zugang trifft einen Nerv. Marken brauchen heute mehr denn je ein gesamtheitliches Auftreten – nicht nur ein gutes Logo. Und genau dafür werden wir geholt.
medianet: Ein erklärtes Ziel bei der Gründung vor einem Jahr war es, eine eigene Design-Handschrift zu finden – Ziel erreicht?
Pointner: Unsere Handschrift ist kein wiedererkennbares Gestaltungsmuster. Sie ist ein Erlebnis. Wir glauben daran, dass jede Marke ihren eigenen Ausdruck finden sollte – nicht unseren. Deshalb arbeiten wir kontextbezogen, immer im Dialog, immer individuell. Und doch sagen viele: ‚Das fühlt sich nach Freude an.' Vielleicht ist genau das unsere Handschrift: konsequente Klarheit, disziplinübergreifende Ideen und spürbare Freude. Das lässt sich nicht festnageln, aber man spürt es.
medianet: Auf welche Projekte blicken Sie im laufenden Jahr bereits mit Vorfreude?
Pointner: Die spannendsten Projekte sind die, bei denen wir am Anfang nicht wissen, wie sie am Ende aussehen werden. Projekte, bei denen Marken erlebbar werden – auf neuen Wegen. Ob als Raum, Installation, digitales Format oder physisches Produkt: Wir lieben es, wenn man die Marke nicht nur sieht, sondern spürt. Da gibt’s einiges in der Pipeline, das genau das verspricht. Unser entwickelter Projektplan ‚Freude in 5 Schritten' hilft uns dann, die gemeinsame Idee auch wirklich zum Leben zu erwecken und nicht als Konzept in der Schublade zu altern.
medianet: Wieso ist Markenarbeit auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wichtig?
Pointner: Weil Marken Orientierung geben. In Phasen der Unsicherheit geht es nicht um noch mehr Information, sondern um Vertrauen. Und Vertrauen entsteht durch Erfahrung – nicht durch Argumente. Menschen erinnern sich nicht an Bulletpoints, sondern an echte Begegnungen. Genau das ist die Kraft eines starken Markenerlebnisses: Es schafft Beziehung statt nur Reichweite. Und das ist in wirtschaftlich fordernden Zeiten relevanter denn je.
medianet: Für die Eröffnung des Foto Arsenals Wien haben Sie zuletzt eine Kampagne umgesetzt; was war dabei das Besondere?
Pointner: Beim Foto Arsenal Wien ging es um mehr als Kommunikation. Wir durften nicht nur eine Eröffnung inszenieren und bewerben, sondern einen neuen Ort mitgestalten. Gemeinsam mit dem Team haben wir ein Markenerlebnis entwickelt, das sich sowohl im Außenraum als auch im Inneren der Ausstellung manifestiert. Statt Werbebotschaft haben wir ein Gefühl erzeugt – eine Einladung zum Sehen, Denken, Fühlen. Das Projekt zeigt, wie stark Markenarbeit werden kann, wenn sie als kulturelle Intervention gedacht wird. Wien ist mit dem Foto Arsenal um einen lebendigen, inspirierenden Ort reicher geworden.
medianet: Welche Schritte stehen bei Studio Freude heuer und nächstes Jahr an?
Pointner: Wir wollen weiter wachsen – nicht unbedingt in Größe, sondern in Idee. Mehr interdisziplinäre Projekte. Aktuell konkretisiert sich ein Herzensprojekt: eine Ausstellung im Herbst im designforum Wien. Ein Ort, an dem wir zeigen wollen, was gutes Design bewegen kann. Gleichzeitig freuen wir uns auf neue Begegnungen. Marken, Menschen und Unternehmen, die mit uns denken und gestalten möchten. Wir sind bereit – strukturell wie inhaltlich – für neue Aufgaben und Partnerschaften, die nicht nur etwas darstellen, sondern etwas auslösen wollen. Nämlich Freude.