MILLSTATT/WIEN. Mit einem „Diskurs außer Dienst” der ehemaligen Bundesminister Elisabeth Köstinger und Gernot Blümel mit dem amtierenden Staatssekretär Alexander Pröll starteten die 9. Millstätter Wirtschaftsgespräche in das dreitägige Meeting. 40 hochkarätige Referentinnen und Referenten gingen zwischen 9. und 12. April der Frage nach, wie die Verantwortungskultur in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft angesichts gestiegener Ansprüche an den Staat und einer rezessiven wirtschaftlichen Entwicklung weiterentwickelt werden muss.
„Nicht zusehen – handeln”
„Verantwortung zu übernehmen heißt, nicht zuzusehen, sondern zu handeln”, erklärte Ehrengast Staatssekretär Alexander Pröll. „Gerade in herausfordernden Zeiten ist es entscheidend, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam an einem Strang in dieselbe Richtung ziehen. Verantwortung für unseren Wirtschaftsstandort lässt sich nicht delegieren.”
Europas Stärken entwickeln
„Das Übernehmen von Verantwortung ist vielleicht nicht immer populär, jedoch erfolgsentscheidend”, schloss sich Kärntens Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig an. „Es muss sich aber auch auszahlen, in Beruf und Gesellschaft mehr Verantwortung zu tragen.” Schuschnig verwies darauf, dass Verantwortung für den Wirtschaftsstandort auf vielen Ebenen notwendig sei – auf staatlicher, wirtschaftspolitischer, unternehmerischer und medialer. „Verantwortungsvolle Wirtschaftspolitik ist kein Monopolyspiel”, so Schuschnig.
Wie Europa Verantwortung für den Standorterfolg in einer neuen Wirtschaftsordnung übernehmen müssen, erläuterte der ehemalige deutsche Bundesminister und Präsident der Asienbrücke Andreas Scheuer: „Wir müssen die Stärken des Standorts Europa weiterentwickeln und unsere Exportmärkte diversifizieren, statt uns mit Bürokratie zu blockieren. Europa kann mehr, als viele glauben.”
Mehr privat, weniger Staat
Auch IV-Generalsekretär Christoph Neumayer plädierte für mehr Eigenverantwortung: „Wir müssen uns wieder den Zukunftsfragen widmen und zu einem gesunden Maß an Eigenverantwortung zurückfinden. In den vergangenen Jahren haben Ausnahmesituationen den Ruf nach dem Staat notwendig gemacht. Die Vollkaskomentalität darf aber keinesfalls zum Normalzustand werden – gerade angesichts der enormen Herausforderungen vor denen wir wirtschaftlich und sicherheitspolitisch stehen.”
„Auch Sinn stiften”
Matthias Strolz steckte ab, wo die unternehmerische Freiheit endet: „Gesellschaftliche Verantwortung beginnt genau dort: Wo wir als Unternehmerinnen und Unternehmer erkennen, dass wir Mitgestalter eines größeren Ganzen sind. Nicht nur Wertschöpfung betreiben, sondern auch Sinn stiften, Räume ermöglichen, Ressourcen achtsam nutzen. Freiheit und Verantwortung sind wie siamesische Zwillinge – sie können sich nur miteinander gut bewegen. Freiheit ohne Verantwortung wird zur Beliebigkeit – Verantwortung ohne Freiheit zur Last. Es braucht beides – in Balance.”
Weitere Referenten waren u.a. Natalie Harsdorf, Generaldirektorin der Bundeswettbewerbsbehörde, Matthias Ehrhardt, Gründer und Geschäftsführer des Autoris Leadership Instituts (Boston/München), Bundeskanzler a.D. und Unternehmer Alfred Gusenbauer, Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Österreich, Sandra Kolleth, ehem. Geschäftsführerin Miele Österreich, Slowenien und Kroatien, und Rudolf Schrefl, CEO Drei Österreich. (red)
Save the date
Die 10. Millstätter Wirtschaftsgespräche finden von 22. bis 25. April 2026 statt. Anmeldung:
https://mwg.or.at/shop/