WIEN. Was er von den nun verifizierten Radiotestzahlen hält wollten wir von VÖP-Präsident und KroneHit-Geschäftsführer Ernst Swoboda wissen, und haben ihn befragt.
medianet: Herr Swoboda, Sie betonen die Gültigkeit der nun präsentierten Zahlen des Radiotest besonders und noch mehr als die Werte selbst. Wieso ist das so wichtig, und wie sehr glauben Sie hat die Gattung Radio durch die Malversationen gelitten?
Ernst Swoboda: Die Gattung Radio hat meiner Einschätzung nach, die auch von vielen anderen im Markt geteilt wird, keineswegs gelitten; dies vor allem deshalb, weil wir den Sachverhalt mit voller Transparenz behandelt und sofort Maßnahmen in die Wege geleitet haben, die zu geprüften und verlässlichen Daten geführt haben – die dann sowohl die Stärke der Gattung Radio als auch jene der Privatsender sehr nachdrücklich bestätigt haben.
Aber selbstverständlich ist es bei einem Fall wie dem gegenständlichen in aller erster Linie wichtig, die Verlässlichkeit der nunmehr vorliegenden Daten sicherzustellen; das sind wir der Gattung Radio, aber auch und in erster Linie unseren Kunden schuldig.
medianet: In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen betrug das Verhältnis zwischen ORF und Privaten 61 zu 36 Prozent. Wie viel Luft ist hier noch für die Privaten nach oben?
Swoboda: Auch wenn nach Korrektur der Manipulationen der Radiotest den Abstand zwischen ORF und Privatsendern deutlich kleiner zeigt – zum Beispiel sind die Privatsender bei 14-49 mit Ö3 bereits auf Augenhöhe –, besteht nach wie vor eine Dominanz des ORF insgesamt am Markt, die nur bei grundlegenden Veränderungen der Rahmenbedingungen für Rundfunk in Österreich schwinden wird. Denn wenn ein Marktteilnehmer rund 70% der Übertragungskapazitäten hat – der ORF kann mit seinen Übertragungskapazitäten rund siebenmal Österreich abdecken, die Privaten knapp dreimal –, dazu auch über rund 70% der finanziellen Mittel verfügt, Werbeeinnahmen und Programmentgelt Radio auf der einen Seite versus Werbeeinnahmen und Förderungen auf der anderen, dann ist es wenig überraschend, wenn sich auch die Marktanteile in etwa in diesen Bereichen bewegen.
Um zu einem echten dualen Radiomarkt kommen zu können, wäre es notwendig, dass der Programmauftrag des ORF neu und vor allem klar definiert wird und für jedes seiner Programme gilt, dass das Missverhältnis bei der Finanzierung verkleinert wird – etwa kurzfristig durch eine Gebührensenkung, mittelfristig durch eine quantitativ niedrigere Finanzierung aus Haushaltsabgabe oder Budget bei gleichzeitiger Aufstockung der Mittel für Privatsender – und dass das Missverhältnis bei den Ukw-Übertragungskapazitäten verringert wird – etwa durch Verlagerung einer bundesweiten ORF-Kette (z.B. Ö1) in digitale Terrestrik und Vergabe der so frei werdenden Frequenzkette an einen oder mehrere private Bewerber.
medianet: Da werden Sie mit dem Festhalten des ORF am Thema Visual Radio für Ö3 wohl eher wenig Freude haben …
Swoboda: … solange wir am Radiomarkt keine echte Dualität erreicht haben, wie etwa eine Verteilung 50:50 bei den Marktanteilen, solange ist es grob fahrlässig, dem ORF weitere Möglichkeiten zu eröffnen; das gilt für Konzepte wie Visual Radio, aber auch für jegliche digitale und Social Media-Pläne. Denn die derzeit größeren Möglichkeiten der Privaten in diesen Bereichen sind derzeit die einzige Chance für die Privaten, in winzigen Schritten etwas näher an den ORF heranzukommen.
medianet: Eine Frage noch zu Ihren Social Media-Aktivitäten. Welche Funktion erfüllt dieser Kanal auch wirtschaftlich für Sie?
Swoboda: Einer der ganz wesentlichen Unterschiede zwischen Radio und z.B. Streamingdiensten ist die enge Verbindung von Sender, Moderatoren und Hörer; diese Community-Bildung funktioniert heute vor allem in den etwas jüngeren Zielgruppen sehr stark über Social Media – und das ist der Grund, warum wir so auf diesen Bereich setzen.
Es geht einfach um die Community mit unseren Hörern und Hörerinnen, das ist existenziell wichtig für unseren Sender, und deshalb steht hier die Überlegung der Kommerzialisierung von Social Media absolut nicht im Fokus.
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