••• Von Sabine Bretschneider
Am Abend des 18. September 2001 drängten sich über 250 Gäste in einem kleinen Saal im Wiener MuseumsQuartier und warteten auf die druckfrische erste Ausgabe eines neuen Branchenmediums. Die Auslieferung verzögerte sich.
Eine Woche davor war der American Airlines-Flug 11 in den Nordturm des World Trade Center gekracht. Neben Tourismus und Flugverkehr traf die darauffolgende Krise vor allem die Medienwirtschaft, die – kurz nach Platzen der Dotcom-Blase – noch ihre Wunden leckte. Ein schwieriger Start.
Dann endlich rollte der Lkw der Druckerei ins MQ, und das Team von medianet verteilte die Nr. 1. In seinem ersten „Spotlight”-Kommentar skizzierte Gründungs-Chefredakteur Christian Krebs die Marschrichtung von medianet: sachlich, kritisch, optimistisch. Sachlich in der Berichterstattung, kritisch gegenüber Missständen und optimistisch, wenn es um die Zukunft der Branche geht.
Der Beginn einer langen Reise
Damals wusste wahrscheinlich nur der Gründungs-Herausgeber, Verleger und Medienmacher Chris Radda, wohin die Reise des neuen Fachmediums gehen sollte. Gerade im Bereich der Fachmedien war der Monatsrhythmus die dominierende Periodizität. Als medianet viermal wöchentlich auf den Markt kam, änderte das die Spielregeln.
Die Unkenrufe aus der Branche quittierte der medianet-Boss in einem Gespräch anlässlich der 1000. Ausgabe (2007) mit einem Schmunzeln: „Es war die erfolgreichste Gründung meiner Laufbahn”, so Radda. Er muss es wissen, tragen doch rund 15 Produkte der heimischen Medienlandschaft seinen Stempel (Übernahmen, Relaunches und Online-Medien nicht mitge-rechnet).
Ein Relaunch, viele Premieren
Im März 2006 leitete medianet den großen Relaunch ein, nahm Abschied von der Ausgabe im alleinigen Zeichen der Kommunikationswirtschaft und wuchs zu einem breiten Wirtschaftsfachmedium. Freitags, unter dem Label „Business Weekend”, wurden gezielt die Branchen Finanz, Automotive, Technologie und Tourismus angesprochen; auch den Retail-Part gibt es seitdem. Weitere Ressorts sollten folgen (siehe Zeitleiste).
Unruhige Zeiten
2006 war auch das Jahr, in dem die Gratiswelle über Österreichs Medienkonsumenten hereinbrach. „Zur kostenlosen Vielfalt der privaten Fernsehprogramme wird Gedrucktes freudig verschenkt”, schrieb der damalige, inzwischen verstorbene, Kollege Engelbert Washietl, „nicht nur die Wiener U-Bahn-Zeitung Heute, sondern auch Quasi-Kaufzeitungen, die entweder gratis ‚entnommen' oder zum Spottpreis erworben werden können. Die einzelnen Medien waren selten so sehr Schwimmende im Medien-Ozean und sie werden noch viel mehr rudern müssen.” Der ehemalige Chefredakteur der Salzburger Nachrichten begleitete medianet jahrelang mit brillant formulierten Kommentaren – und auch mit dieser Prognose behielt er recht: Für Printmedien wurde das Fahrwasser zunehmend unruhig.
Dann kam die Finanzkrise 2008, später die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine. Zwischen dem Start von medianet und der heutigen Ausgabe liegen einige der heftigsten Amplituden der Wirtschaftsgeschichte. Vieles davon – und wie sich das Auf und Ab auf die heimischen Betriebe ausgewirkt hat – konnten Sie hier nachlesen.
Sneak Peek in die Zukunft
Warum es trotz einer rauen Kindheit gelungen ist, das „Experiment” medianet zu einem der größten Fachverlage des Landes zu entwickeln? „In einer immer schneller werdenden Informationsgesellschaft werden nur mehr jene Wirtschaftsmedien erfolgreich agieren, die ihren Lesern und Anzeigenkunden frische, rasche, relevante Anregungen, Ideen und Impulse für ihren unmittelbaren täglichen Job, für ihr Unternehmen oder ihre Karriere anbieten können”, erklärt Radda die Spielregeln.
2015 startete mit dem xpert-Network „Das erste B2B-Branchenportal für Werbeagenturen und Marketingberater”, das inzwischen auf zehn Kategorien gewachsen ist. 2019 wurde, ein weiterer Innovationsschritt, medianet TV aus der Taufe gehoben.
Heute, 25 Jahre nach Start des Portals medianet.at, 24 Jahre nach der ersten Printausgabe und im zehnten Jahr der xpert.awards sind die wilden Jahre vielleicht vorbei. Am Ende der Reise sind wir noch lange nicht.