Wenn es aus der Sonne regnet
MARKETING & MEDIA Redaktion 20.09.2024

Wenn es aus der Sonne regnet

Könnte es sein, dass Verschwörungsgläubige ganz genau wissen, was sie da so erzählen?

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

GEGENLÄUFIG. Manchmal habe ich den Eindruck, man kommt mit dem Kommentieren des ganzen Unsinns, den man so tagtäglich sieht und hört, nicht nach. Waren es letzte Woche haitianische Migranten in den USA, die angeblich Katzen grillen, so ist es diese Woche vor allem das Hochwasser, das die Menschen beschäftigt und wo manche zu kruden Theorien neigen.

Denn sie wissen genau, was sie tun

Den Vogel eindeutig abgeschossen hat die FPÖ-Politikerin Ursula Stenzel – die Dame war mal vor sehr vielen Jahren eine hoch respektierte ORF-Journalistin und danach für die ÖVP im EU-Parlament –, als sie meinte, diese ganze Geschichte mit der Erderwärmung wäre ganz anders. Der Stenzelschen Theorie nach würde nämlich ein Sonnensturm die Erde treffen und die von Menschen gemachte Erderwärmung „relativieren”.

Der arme Sonnensturm muss aber bei Stenzel nochmals herhalten, als sie über die Hilfstätigkeiten des Heeres im Zusammenhang mit den Überflutungen meint: „Danken wir dem Bundesheer, das hier mithilft. Die Klimaideologen helfen in so einer Situation auch nicht. Die Sonne mit ihren Magnetstürmen lässt sich davon leider nicht beeindrucken.”
Sie merken es selbst: Selbst unter größter Anstrengung fällt es schwer, in diesem Gestammel einen Sinn zu erkennen.
Und ich habe da eine Theorie: Menschen wie Frau Stenzel wissen genau, was sie da, bzw. warum sie es sagen (okay, Frau Stenzel vielleicht nicht mehr so, aber die meisten anderen), und sie wissen auch, dass es beim eigenen Zielpublikum trotz des inhaltlichen Unsinns verfängt. Klar, warum sollen Sonnenstürme nicht verantwortlich für die Erderwärmung sein. Könnte ja sein, oder?

Und ich fürchte auch, all jene, die glauben, der Ausländerwahlkampf wurde gerade von einem Klimawahlkampf abgelöst, werden enttäuscht sein. Denn wer glaubt, wir würden durch Kanaldeckel geimpft, den bringt auch ein Hochwasser nicht davon ab, Parteien, die so einen Unsinn verzapfen, trotzdem zu wählen.

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