••• Von Jürgen Zacharias
Volkswagen hat der Branche mit seinem Diesel-Skandal einen Bärendienst erwiesen. Infolge des Auffliegens der Affäre im September 2015 und weiterer bekannt gewordener Unregelmäßigkeiten auch bei anderen Herstellern sinkt seit Monaten die Nachfrage nach Neufahrzeugen mit Diesel-Antrieb. Längst schlägt die Debatte auch auf den Gebrauchtwagenmarkt durch, der steigende Standzeiten und sinkende Preise für Diesel-Fahrzeuge vermeldet.
Weniger Diesel auf der Straße
Aber alles der Reihe nach; betrachten wir zuerst den Neuwagenmarkt, der sich aktuell in einer Hausse befindet. Mit Stand Ende August wurden laut Statistik Austria 240.350 Fahrzeuge neu zum Verkehr zugelassen. Das entspricht einem Plus gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres von 8,1 Prozent, nachdem schon 2016 ein Wachstum von 6,8 Prozent gebracht hatte.
Während dieser Aufschwung bei Benzinern (Stand Ende August plus 22,6%) und Elektro-Fahrzeugen (plus 45,1%) voll zu spüren ist, sind die Zahlen beim Diesel rückläufig. Von Jänner bis August wurden knapp 6.000 Diesel weniger zum Verkehr zugelassen als 2016 – das Minus liegt bei 4,6 Prozent.
Die Folge davon ist ein sinkender Dieselanteil an den gesamten Neuzulassungen: Lag dieser in den vergangenen fünf Jahren konstant bei knapp 60%, werden aktuell nur noch 49,3 % Diesel-Pkw registriert und ein weiterer Rückgang scheint wahrscheinlich.
Leicht ins Stottern kam der Motor schon in der zweiten Jahreshälfte 2016; damals gab es unter dem Strich aber noch ein Plus von fünf Prozent (bei einem Marktwachstum von insgesamt 6,8 Prozent).
Angebot übersteigt Nachfrage
Mit etwas Zeitverzögerung ist diese Entwicklung nun auch am Gebrauchtwagenmarkt spürbar, wie Eurotax vermeldet: „Wir beobachten bei den aktuellen Fahrzeugangeboten einen leichten Wertrückgang, stetig steigende Standzeiten beim Handel sowie im August eine merkliche Kaufzurückhaltung bei den Gebrauchtwagen”, so die Marktbeobachter.
Eine steigende Marktmengenentwicklung ist speziell bei Fahrzeugen mit einem Alter von 10 bis 24 Monaten zu beobachten. Das Angebot übersteigt die Nachfrage, es können nicht mehr so viele Dieselfahrzeuge abverkauft werden, wie auf den Gebrauchtwagenmarkt strömen.
Deutlicher Wertrückgang
Eurotax-Marktanalysen zeigen einen Wertrückgang bei den Diesel-Pkw von 57,2% im August 2016 auf 53,9% im August 2017 bei einem Fahrzeugalter von 36 Monaten.
Der echte Wertrückgang dürfte laut Eurotax vermutlich sogar noch um ein bis zwei Prozentpunkte deutlicher ausfallen, die Analyse würde durch neue Modelle, die erstmals das Alter von 36 Monaten erreichen, etwas verzerrt. Zum Vergleich: Die Restwerte der Benzin-Pkw legten im 12-Monats-Vergleich um rund ein Prozent zu.
Steigende Standzeiten
Einhergehend mit den sinkenden Preise steigen laut Eurotax die Standzeiten von Diesel-Fahrzeugen, also die durchschnittliche Angebotsdauer beim österreichischen Fahrzeughandel bis zum Wiederverkauf.
Lagen diese im Vorjahr konstant bei rund 70 Tagen, steigen die Standtage bei Diesel-Pkw seit Jahresanfang von Monat zu Monat auf derzeit 77 Tage (siehe Grafik). Zwar steigen sie auch bei Benzinern, allerdings weit moderater auf 73 Tage im August.
Auffällig stark gestiegen sind die Standtage bei Diesel-Pkw vor allem in den kleinen Segmenten A, B, b, C und c, in denen die Kaufzurückhaltung überdurchschnittlich stark ausfällt.
Schlechter Ausblick für Diesel
Spannend wird nun, wie diese Entwicklung weitergeht. Viel deutet allerdings darauf hin, dass die aktuellen Trends (sinkende Preise und längere Standzeiten) weiter Fahrt aufnehmen, und der Anteil von Diesel-Fahrzeugen an den Gesamtzulassungen in den kommenden Monaten weiter zurückgeht.