Nachfolgeplanung im Architekturbüro
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Thomas und Dieter Hayde: Wenn der Sohn mit dem Vater gut kann, geht's ohne Streit.
FINANCENET REAL:ESTATE 27.11.2015

Nachfolgeplanung im Architekturbüro

Architekten haben keine Kunden, die sie gleichbleibend beliefern und wo man daher enge Beziehungen aufbauen kann. Deshalb „läuft” auch die Firmenübergabe anders.

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Wie „funktioniert” eine ­Betriebsübergabe bei einem Architekten generell? Worauf muss man besonders aufpassen? medianet sprach darüber mit Dieter (Vater) und Thomas (Sohn) Hayde.

medianet:
Wie wird Ihr Rückzug von Ihrem Lebenswerk erfolgen?
Dieter Hayde: Architekturbüros leben von ihrer Kreativität und Umsetzungskraft – ein Architekt muss jedes Projekt neu gewinnen.

Daher ist bei der Übergabe eines Architekturbüros darauf zu achten, dass das kreative Potenzial des Büros erhalten bleibt, bzw. weiter ausgebaut wird. Und der Übernehmende muss sich das Vertrauen der Mitarbeiter erarbeiten, sonst kann es nicht funktionieren.

Thomas Hayde: Ich bin froh, einen Vater zu haben, der mir schon früh Verantwortung übertragen hat, mir aber stets mit Rat zur Seite stand; das hat meine Entwicklung sicherlich ‚beschleunigt'.

medianet: Wird der Vater alle ‚seine' Projekte fertigstellen?
Thomas Hayde: Mein Vater und ich arbeiten schon seit vielen Jahren zusammen. Ich war und bin bei vielen Projekten als Projektleiter voll verantwortlich, und mein Vater unterstützt uns mit seiner Expertise und seinem Netzwerk. Und das wird er hoffentlich noch lange tun. Das ist ein fließender Übergang.
Dieter Hayde: Was wir sehr früh erkannt haben, ist, dass BIM (Building Information Modeling) für ­Architekten einen wichtigen Baustein für die Zukunft darstellt.

Dass das aber die Jungen umsetzen müssen, war mir von Anfang an klar, denn das ist nicht mehr meine Welt. Also hat das mein Sohn schon vor einigen Jahren, gemeinsam mit der Mannschaft, allein umgesetzt.
Man muss eben rechtzeitig erkennen, was man selbst nicht mehr machen kann bzw. will, und das ­nötige Vertrauen haben.


medianet: Worin unterscheiden sich die Ansätze von Vater & Sohn?
Dieter Hayde: Jeder hat seine eigene Handschrift. Und das ist auch gut so, denn ein Architekturbüro muss sich kreativ weiterentwickeln.
Thomas Hayde: Natürlich habe ich meinen persönlichen kreativen Ansatz. Den Führungsstil des Vaters möchte ich jedoch fortsetzen.

Mir ist es ebenfalls ein großes Anliegen, dass unsere Mitarbeiter fix angestellt und nicht mit projektspezifischen Zeitverträgen gelegentlich engagiert sind.
Diese persönliche Sicherheit für die Mitarbeiter ist mir sehr wichtig, nicht zuletzt im Hinblick auf die kontinuierlich hohe Qualität des ­Architekturschaffens in unserem Büro.


medianet:
Wie geht es dem ‚Hayde- Projekt' in der Nordbahnstraße?
Thomas Hayde: Dieses Gebäude – ursprünglich Postdirektion für Wien, Niederösterreich und Burgenland – ist ein für uns geschichtsträchtiges Projekt. Denn mein Vater war vor über 30 Jahren für dieses Bürohaus-Projekt, noch als Architekt im Büro Hlaweniczka, verantwortlich. Als es vor vielen Jahren für die Wirtschaftsuniversität adaptiert wurde, haben wir diesen Auftrag bereits gemeinsam mit unserem Büro umgesetzt und nun, wo das Gebäude zu einem Wohnhaus umgebaut wird, verantworte ich das allein. Das ist eigentlich ein ‚Hayde-Generationen'-Projekt …

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