Ausweglos: Ohne Bio keine Zukunft
© NuernbergMesse/Thomas Geiger
RETAIL daniela prugger 24.02.2017

Ausweglos: Ohne Bio keine Zukunft

Die Messe „Biofach” hat Nürnberg geprägt. Heute lässt sich die Stadt vom „Bio”-Gedanken leiten und ist Vorbild.

••• Von Daniela Prugger

Es geht hektisch zu auf der Biofach. Dicht aneinandergedrängt präsentieren Aussteller aus 88 Ländern ihre Neuheiten. Flaschenbrot. Birkensirup. Kürbisschorle
– Geschmack und Kreativität kennen auf der größten internationalen Fachmesse für Bio-Lebensmittel keine Grenzen. Wir sind in Nürnberg und Nürnberg sieht grün. Immer stärker identifiziert sich die Stadt mit der Biofach: Plakate, Spezial-Menüs, Werbestände. Das Messe-Duo Biofach und Vivaness brachten dieses Jahr nicht nur 50.000 Besucher – und damit einen Impulsgeber für Tourismus- und Gastronomie – nach Bayern. Auch das Stadtleben wird mitgeprägt durch das Bio-Flair, das jeden Februar über der Stadt hängt. Seit Jahren setzt sich die Stadt für ökologische Landwirtschaft ein und wurde 2016 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie „Großstädte“ ausgezeichnet. Auch Fair Trade wird in Nürnberg groß geschrieben: Viele Geschäfte und gastronomische Betriebe bieten mittlerweile fair gehandelte ­Produkte an.

StadtLandBio
In der Metropolregion Nürnberg gibt es mehr als 2.000 Bio-Betriebe; der Kauf regionaler Produkte und das Anbauen von Obst und Gemüse ist für viele Nürnberger deshalb längst selbstverständlich. Darauf, wie wichtig die Bio-Branche für die nachhaltige Entwicklung von Städten, Gemeinden und Landkreisen ist, legte die Messe­organisation in diesem Jahr einen thematischen Schwerpunkt.
Künftig gehe es auch weiterhin darum, „dass noch mehr Städte, Gemeinden und Landkreise die immensen Chancen erkennen, die mit der Bio-Branche verknüpft sind, und selbst aktiv werden“, sagt etwa Felix Prinz zu Löwenstein, Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). „Ein unmittelbarer Beitrag ist, mehr Bio-Lebensmittel in Kitas, Schulen und kommunalen Großküchen einzusetzen.“

Sorgenkind Fleisch
Auch für die österreichische Bio-Branche heißt es: Man dürfe sich nicht „auf Lorbeeren ausruhen“, so Bio-Austria-Obfrau Gertraud Grabmann auf der Biofach. Auch in Österreich solle die Bio-Landwirtschaft noch kräftig ausgebaut werden. „Es soll und darf gedanklich, gesellschaftlich und politisch keine gläserne Decke geben, bei der Bio ansteht“, betonte Grabmann. (Die Zahl der Biobauern ist in Österreich zuletzt auf 21.820 gestiegen.)
Doch sowohl in Deutschland als auch in Österreich gibt es ein Sorgenkind: das Fleisch. In Österreich liegt der Bio-Anteil in Österreich wertmäßig bei lediglich 4%. In Deutschland ist der Anteil noch geringer und liegt etwa bei Geflügel bei 0,7%, bei Schwein bei 1,2% und bei Rind bei 2,4% (Quelle: Foodwatch 2016). Gleichzeitig haben die Schlachtunternehmen in Deutschland im vergangenen Jahr so viel Fleisch wie nie erzeugt: Der Wert stieg gegenüber 2015 um 0,1% auf 8,25 Mio. t, geschlachtet wurden mehr als 59 Mio. Schweine und 3,6 Mio. Rinder.
Messe-Aussteller wie die Altdorfer Biofleisch GmbH propagieren den Bio-Gedanken in der Fleischbranche und verzichten auf allen Äckern, Wiesen und Weiden dauerhaft auf Kunstdünger und Pestizide; dadurch werden Trinkwasser, Boden, Artenvielfalt und Klima geschützt.

Die EU-Perspektive
Immerhin: Weltweit verzeichnet der Handel mit Bio-Lebensmitteln einen Aufschwung. Laut dem Schweizer Forschungsinstitut (FIBL) lag der Umsatz 2015 bei 81,7 Mrd. €. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 beliefen sich die Umsätze auf rund 17 Mrd. €. „In 2017 muss es darum gehen, alle Stellschrauben zu nutzen, um den Umbau Richtung Öko weiter voranzutreiben“, fordert Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft, im Vorfeld zur Biofach 2017. Dazu sei es notwendig, die EU-Agrar-Gelder für die Umstellung auf Bio in ausreichender Höhe zu sichern, um mehr konventionellen Betrieben eine Perspektive im Bio-Bereich zu geben. „Auch die Neuausrichtung der Europäischen Agrarpolitik nach 2020 gehört auf die politische Agenda“, so Löwenstein.

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