••• Von Georg Sohler
Bewusster, gemäßigter und gesunder Konsum liegt im Trend – gerade bei Alkohol. Vor allem jüngere Zielgruppen greifen in diesem Zusammenhang seltener zum klassischen Bier, insgesamt geht der Markt zurück. Beliebter werden in allen Altersgruppen die alkoholfreien Biere. Laut aktuellen Zahlen des Brauereiverbands nimmt der Anteil alkoholfreier Biere zu, auch wenn Österreich mit rund 3,3% Marktanteil noch unter dem europäischen Durchschnitt von fünf Prozent liegt. In Deutschland beträgt der Wert übrigens 7,6%, in Tschechien bei 6,3%. Österreich holt auf: Im Vorjahr wuchs der Absatz alkoholfreier Biere um 8,4%.
Markus Raunig, Geschäftsführer von Ottakringer, einem der Vorreiter, erklärt: „Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird, eben weil immer mehr Konsumenten den Genuss alkoholfreier Alternativen zu schätzen wissen. Als Pionier im alkoholfreien Segment, mit unserem ‚Null Komma Josef' sehen wir hier ein großes Zukunftspotenzial.”
0,0 versus 0,5 Prozent
Das erwähnte Bier hat einen Restalkohol von unter 0,5 Promille, ist also streng genommen nicht alkoholfrei, aber laut Gesetz gelten in Österreich Biere und Biermischgetränke mit bis zu 0,5% vol. Alkohol als alkoholfrei. „Der geringe Restalkohol bringt geschmackliche Vorteile und sorgt dafür, dass unser Bier näher am klassischen Biergenuss bleibt”, führt er weiter aus. Biere, die gar keinen Alkohol enthalten, setzen auf Entalkoholisierung, „meist per Umkehrosmose”.
Mit diesem Zugang sind die Wiener nicht allein. Auch Egger, setzt auf ein 0,5-Promille-Getränk, wie CCO Ralph Hofmann berichtet. Gänzlich ohne alkoholfreies Bier kommt die Mohren-Brauerei aus, obwohl der „Saure Radler” – Bier mit Sodawasser – mehr oder weniger Kulturgut im Ländle ist und naheliegenderweise weniger Alkohol enthält. Andreas Linder, für Marketing und Strategie zuständig, meint: „In vielen Märkten ist die Nachfrage nach alkoholärmeren, leichter trinkbaren Bieren spürbar gestiegen. Allerdings ist Vorarlberg in diesem Punkt eine Ausnahme: Hier bleibt das klassische Spezial-Bier nach wie vor die beliebteste Sorte – deutlich vor dem in Restösterreich so populären Märzen.” Das zeige letztlich, wie unterschiedlich die regionalen Märkte auch sein können, so der Mohrenbräu-Vertreter.
Herstellung ist aufwendiger
Um ein ganz alkoholfreies Bier herzustellen, bedarf es mehr Aufwand, wie Karl Schwarz von Zwettler erklärt. Diese Verfahren sind „technologisch und energetisch aufwendiger und damit auch teurer.” Dennoch bringt man neben dem etablierten „Luftikus” bald ein weiteres alkoholfreies Bier auf den Markt.
Dieser Aufgabe stellt sich schon seit längerem Stiegl. Chefbraumeister Christian Pöpperl verweist auf die ebenfalls schon 2012 eingeführte „Sport Weisse” und das „Freibier”, das zwei Jahre später auf den Markt kam. „Wir brauen unser 0,0%-Bier nach eigener Rezeptur und ent-alkoholisieren es im Anschluss behutsam durch Verdampfen des Alkohols mit einer Niedertemperatur-Vakuumtechnik.”
Die Brau Union verdampft ebenfalls, wie man auf Anfrage mitteilt: „Unter Vakuum kann die Siedetemperatur auf weniger als 40 Grad abgesenkt werden, zarthopfige Aromen, und damit der Geschmack, auch Proteine, Vitamine und Mineralstoffe bleiben vollständig erhalten.” Die Herstellungsverfahren würden immer besser werden und geschmacklich zunehmend überzeugen, teilt man unter Verweis auf die breite Produktpalette Edelweiß bis Villacher mit.
Leichtere Lager-Biere
Zwischen dem „normalen” Märzen mit fünf Prozent und mehr sowie dem Alkoholfreien positionierten sich in den letzten Jahren leichtere Lager-Biere, die teilweise deutlich unter fünf, aber zumeist mehr als vier Prozent Alkohol enthalten. Laut dem Bierkulturbericht 2024 genießen 20% der befragten Österreicher gerne Leichtbiere; Ottakringer wiederum hat das hauseigene Lager vor einiger Zeit gelauncht. Raunig sagt: „Diese Biere kommen bei Konsumenten gut an, da sie den Wunsch nach einem leichteren, erfrischenden Genuss mit echtem Biercharakter erfüllen.”
Stiegl hat bereits 2020 das „Hell” auf den Markt gebracht, mit 4,5% Alkohol. Pöpperl bestätigt den Eindruck aus Ottakring. Denn dieses habe sich innerhalb weniger Jahre neben dem Goldbräu etabliert. Bei der Brau Union geht man mit der Marke Zipfer sogar auf drei Prozent runter. Egger und Zwettler wiederum verzichten auf dieses Segment.
Rück- und Ausblick
Wie fällt die erste Zwischenbilanz für das Bierjahr 2025 aus? Der Skitourismus ist ein wichtiger Absatzmarkt, weiß man im Ländle: „Die Saison war in Ordnung, auch wenn die Schneelage besser hätte sein können. Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkte und der lange Fasching haben das Geschäft zusätzlich gestützt. Insgesamt sind wir mit der Entwicklung zufrieden.”
Skifahren ist im Osten eher weniger ein Thema, wie Markus Raunig schildert: „Unsere Strategie setzt nicht nur auf Saisonalität, sondern auf Vielfalt, Innovation und bewussten Konsum.”
Im Handel „trotzt die Marke Zwettler dem aggressiv geführten Preiskampf und startet gut in das Frühjahr”, berichtet Karl Schwarz. Die Marke Egger Bier war übrigens laut AC Nielsen-Zahlen im Vorjahr Wachstumssieger – und kann sich weiterhin gut am äußerst umkämpften Markt etablieren. „Wir erhöhen nun die Distribution im LEH, um flächendeckend in Österreich alle potenziellen Konsumenten zu erreichen”, skizziert Ralph Hofmann die ambitionierten Pläne. Einen Tipp gibt es noch für alle, die an die Gastro liefern: In einer Umfrage der Brau Union gibt ein Drittel an, dass Bier in der Gastronomie besser schmeckt als zuhause – nicht nur aufgrund des Geschmacks, sondern auch aufgrund des Services, der frischen Zapfqualität und der schönen Schaumkrone (40%) sowie der geselligen Atmosphäre (38%).