„Der Handel bleibt unentbehrlich”
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RETAIL daniela prugger 24.06.2016

„Der Handel bleibt unentbehrlich”

Internet und Digitalisierung bringen neue Geschäfts­konzepte hervor, die Auslandsmärkte üben Druck auf den Schweizer Einzelhandel und den eCommerce aus.

••• Von Daniela Prugger

ZÜRICH. Seit 2009 untersucht der eCommerce-Report Schweiz die Entwicklungen im Schweizer Onlinehandel. Die vom Online-Zahlungsverarbeiter Datatrans und der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW realisierte Befragung zeigt, dass der Onlinehandel im Jahr 2015 zwar um weitere 10% zulegte. Für manche Anbieter war das Jahr dennoch äußerst schwierig: Die Wachstumsraten der Studienteilnehmer lagen tiefer als in früheren Jahren, und etwa ein Drittel musste sogar einen Umsatzrückgang hinnehmen.

Multichannel und Visibilität

Einer der Gründe dafür ist laut Report der starke Wettbewerb, insbesondere aus dem Ausland. Der Marktanteil ausländischer eCommerce-Anbieter wuchs 2015 um zwei Prozentpunkte auf 20% – zwischen den Branchen bestehen dabei erhebliche Unterschiede. Auch Anpassungen am Geschäftskonzept können zunächst einen Umsatzrückgang bewirken. „Rentabilität und Nachhaltigkeit sind wichtiger geworden”, erklärt Studienautor Ralf Wölfle. „Schweizer Unternehmen setzen im eCommerce nicht mehr blind auf Wachstum.” Amazon – für viele Interneteinkäufer die erste Anlaufstelle – wird aber nicht nur als Konkurrenz, sondern auch als Ansporn empfunden.

Jene Händler, die die Möglichkeit dazu haben, treiben außerdem Multichannel-Konzepte voran. Die Kundennähe stationärer Kontaktpunkte soll auch im Kontext des eCommerce als Vorteil ausgespielt werden. Stärker als in den Vorjahren öffnen sich auch Pure-Player für stationäre Konzepte; sie wollen mehr Visibilität erreichen. Nicht zuletzt durch den massiven Roll-out von 290 PickMup-Abholstationen der Migros-Gruppe glauben zwischenzeitlich 80% der Studienteilnehmer, dass sich Pick-up-Lösungen im Markt etablieren werden.

Auf die Nähe kommt es an

Auch in der Logistik wollen Schweizer Anbieter von ihrer physischen Nähe zum Kunden profitieren und legen Wert auf schnelle Lieferungen und leichte Abholmöglichkeiten; in die Logistik wird daher stark investiert.

Eine Drei-Viertel-Mehrheit des Studienpanels ist der Meinung, dass ein starker Schweizer B2C-Onlinemarktplatz gut für die Schweiz wäre, um das Geschäftsfeld nicht einfach Amazon zu überlassen.
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Der Handel wird für die meisten auch zukünftig ein unentbehrlicher Partner bleiben. Hersteller brauchen einen leistungsfähigen Handel, der ihnen Aufmerksamkeit verschafft. Denn das mit Abstand wichtigste Asset eines Händlers ist sein Zugang zu den Konsumenten. „Beinahe alle Produkte und Leistungen sind an mehreren Stellen gleichzeitig verfügbar”, so Wölfle. „Für die Verkäufe entscheidend wird sein, wer den Zugang zu den Kunden hat.”

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