Der LEH und seine Metamorphose(n)
© Regio Data
Wolfgang Richter (Geschäftsführer von RegioData Research).
RETAIL Redaktion 20.05.2016

Der LEH und seine Metamorphose(n)

Die Bereitschaft der Österreicher, für Qualität mehr zu bezahlen, steigt. Die Supermärkte profitieren davon, ­Diskonter müssen sich anpassen.

WIEN. Laut neuesten Branchenkennzahlen von RegioData entwickelt sich der österreichische Lebensmitteleinzelhandel außergewöhnlich gut. Knapp 20 Mrd. € würden die Österreicher und ­Österreich-Besucher jährlich für Lebensmittel und lebensmittelnahe Produkte ausgeben. Wie aus dem Bericht hervorgeht, verzeichnet der Markt seit mehr als zehn Jahren Zuwächse, die zumeist doppelt so hoch sind, wie die jeweilige Inflationsrate. „Während der Lebensmittelhandel Steigerungsraten verzeichnet, entwickelt sich der Einzelhandel insgesamt eher flau”, sagt RegioData-Geschäftsführer Wolfgang Richter im ­Gespräch mit medianet.

Österreicher und die Qualität

Richter zufolge würden die heimischen Konsumenten mehr Geld für Lebensmittel ausgeben, da sie mehr Wert auf Qualität legen und nicht nur, weil die Produkte hierzulande teurer sind als im Nachbarland Deutschland.

Die hohen Qualitätsansprüche der Österreicher sind auch eine Erklärung für den hierzulande niedrigeren Anteil an Diskontern (ca. 33%) als in Deutschland (ca. 42%) und ihre stetigen Bemühungen, sich den Supermärkten anzunähern. „Diskonter machen eine regelrechte Metamorphose durch und bewegen sich immer mehr in Richtung Supermärkte. Neben der Expansion ist das ein wichtiger Grund für die steigenden Marktanteile der Diskonter in Österreich”, weiß Richter. Backshops, noch mehr regionale und Bio-Lebensmittel, gepaart mit einem ansprechenderen Ambiente als noch vor einigen Jahren, würden den durchschnittlichen Einkauf der Kunden erhöhen.

Oligopol Gefahr und Chance?

Ihre Marktanteile erweitern Diskonter Lidl und Hofer in Österreich auch nicht zuletzt dank der frei gewordenen Zielpunkt-Standorte. Durch die Aufteilung steigt die ohnehin schon sehr starke Marktkonzentration. „Oligopole eröffnen gleichzeitig auch viele Möglichkeiten für Nischenanbieter, wie zum Beispiel denn's oder die türkischen Anbieter Aycan und Etsan.” Das Wirtschaftsforschungsinstitut ­(Wifo) sieht im engen Oligopolmarkt unterdessen Potenzial für eine Konstellation, die „den Missbrauch marktbeherrschender Stellungen vielfältigster Art fördert”. Schuld daran seien wettbewerbspolitische Versäumnisse in der Vergangenheit, die eine derartig hohe Marktkonzentration überhaupt ermöglicht haben. Die hierzulande höheren Lebensmittelpreise als zum Beispiel in Italien und Deutschland führt das Wifo mehr auf höhere Steuern und Arbeits­kosten zurück, als darauf, dass Spar, Rewe, Hofer und Lidl rund 80% des Handels besetzen. (nn)

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