WIEN. Nach Einschätzung des Chefökonomen der Uni Credit Bank Austria, Stefan Bruckbauer, besteht noch Hoffnung, dass das Bruttoinlandsprodukt 2025 nach zwei rückläufigen Jahren erstmals wieder steigen könnte: „Die Kaufkrafteinbußen durch den Inflationsschock der vergangenen Jahre konnten in Österreich durch hohe Lohnsteigerungen mittlerweile weitgehend ausgeglichen werden. Im Verlauf des Jahres 2025 werden steigende Tariflöhne trotz der Inflation der letzten Jahre insgesamt dafür sorgen, dass im Durchschnitt die reale Kaufkraft sogar höher als im Jahr 2020 vor dem Einsetzen der Teuerungswelle sein wird.”
Angesichts der „hohen Verunsicherung der Konsumenten durch die herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen” sowie der „deutlich höher gefühlten Inflation” hätten die Verbraucher dies jedoch „noch nicht wahrgenommen und üben sich in Konsumzurückhaltung”, analysiert Bruckbauer.
Stetiger Reallohnzuwachs
Ein „offensiveres Konsumverhalten” hätte 2024 ein zweites Rezessionsjahr in Folge verhindern können, ist Bruckbauer überzeugt – und sieht darin auch den Schlüssel dafür, ein weiteres Jahr mit einem BIP-Rückgang doch noch zu verhindern.
„Seit Juli 2023 steigen die Tariflöhne stärker als die Inflation, somit gibt es mittlerweile seit 21 Monaten kontinuierlich Real-lohnzuwächse. In diesem Zeitraum haben die Zuwächse nunmehr die vorherigen Einbußen beinahe ausgeglichen. Die reale Kaufkraft in Österreich erreicht seit dem Jahreswechsel 2024/25 weitgehend wieder das Niveau des Jahres 2020”, so der Volkswirt weiter. Angesichts eines erwarteten Anstiegs der Tariflöhne um durchschnittlich 3,9% werde sich 2025 der Anstieg der realen Kaufkraft fortsetzen und das Niveau, das vor dem Beginn des Inflationsschocks vorlag, sogar übertreffen.
„Gefühlte” Inflation höher
Dass sich der Kaufkraftzuwachs nicht mit der Wahrnehmung innerhalb der Bevölkerung deckt, liege vor allem an der „gefühlten Inflation”, die sich mehr an Produkten des täglichen Bedarfs orientiert – etwa jenen des Mini- oder Mikrowarenkorbs der Statistik Austria. Gemessen an diesen lag die Kaufkraft im Q1 auch um rund sechs Prozent niedriger als im Ausgangsjahr 2020 – ganz im Gegensatz zur allgemeinen Verbraucherpreisentwicklung.
Für Bruckbauer ist jedenfalls klar: „Es liegt in der Hand der heimischen Konsumenten, den Wirtschaftsmotor anzukurbeln – nachdem durch die US-Zollpolitik und die schwierige Wettbewerbssituation der heimischen Industrie der Außenhandel vorerst wohl keine positiven Akzente setzen wird.” (red)