Egger schenkt Südkorea mit dem Reinheitsgebot ein
© Getränkegruppe Egger
Die Egger- und Radlberger-Masterminds Kurt Ziegleder, Margareta Seiser und Bernhard Prosser.
RETAIL Nataša nikolić 13.05.2016

Egger schenkt Südkorea mit dem Reinheitsgebot ein

Abgesehen vom sehr soliden Bierjahr in Österreich agiert die Privatbrauerei auch auf exotischen Schauplätzen bierig erfolgreich.

••• Von Nataša Nikolic

WIEN/UNTERRADLBERG. „2015 hat die Egger Getränkegruppe 98,5 Millionen Euro Umsatz gemacht”, bilanziert der Geschäftsführer für Verkauf und Marketing, Bernhard Prosser, am Dienstag in Wien. Und fügt hinzu: „Das ist eine sehr ordentliche Umsatzgröße für einen mittelständischen österreichischen ­Getränkeproduzenten.” Den Umsatz teilen sich Egger Bier (49,2 Mio. €) und Radlberger Limonaden (49,3 Mio. €) in etwa fifty-fifty.

Während Egger Bier 2015 aber mit einem leichten Umsatzplus von 0,5% bzw. 60.000 hl. gegenüber 2014 abschloss, verzeichnete Radlberger sowohl umsatz- als auch mengenmäßig Rückgänge; verantwortlich dafür war der Wegfall einer deutschen Handelsmarke, die ihr eigenes Abfüllwerk errichtet hat und somit nicht mehr auf die Lohnabfüllung bei Egger angewiesen war. Heuer würde dieser Wegfall bereits durch neue Märkte und Absatzstrategien kompensiert werden, ist sich Prosser sicher. 2016 soll der Absatz für die gesamte Getränkegruppe, beflügelt von sportlichen Ereignissen wie der Fußball-Europameisterschaft, um fünf Prozent steigen. In den ersten vier Monaten verzeichnete Egger Bier ein umsatzmäßiges Plus von elf Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2015.

Fokus auf Wachstum

Außerdem konnte heuer zu den 19 bestehenden Export-Ländern ein völlig neuer Markt erschlossen werden – nämlich Südkorea. Dort verkauft Egger seine beiden Radler-Sorten bald in rund 10.000 Supermärkten einer großen Handelskette. Gerade exotische Märkte würden „aktiv Produkte aus Europa nachfragen”. Der Erfolg ließe sich simple als „Oktoberfest-Effekt” erklären. Egger wäre vor allem wegen seiner bayrischen Braumeister und der Produktion nach dem Deutschen Reinheitsgebot von 1516 im Vorteil und bei Oktoberfest-Besuchern aus Asien beliebt. Hauptexportmarkt bleibt aber mit „mehr als zehn Prozent” Nachbar Italien, gefolgt von Slowenien. Mittlerweile geht jedes vierte Egger Bier ins Ausland; ähnlich hoch ist die Exportquote mit 20% auch bei der Limonadenschwester Radlberger. Auch hier würden Handelsmarken und Lohnabfüllungen den Hauptteil des Exportgeschäfts ausmachen. Im vergangenen Jahr fand die Black Jack Cola ihren Weg nach China und ist seither in einigen Supermärkten in Shanghai gelistet. Künftig will Egger vermehrt an internationalen Ausschreibungen teilnehmen (von denen bereits im vergangenen Jahr einige gewonnen wurden) und so auf den Exportmärkten weiter wachsen.

Investitionen 2016

„Auch heuer werden wir wieder auf die drei bekannten Standbeine setzen: Stärkung der strategischen Marken Egger Bier, Granny’s, Radlberger, Lohnfüllungen für heimische und internationale Unternehmen sowie die Entwicklung von Handelsmarken für österreichische und ausländische Handelsketten”, sagt Kurt Ziegleder (Geschäftsführer für Finanzen und Technik). Die Brauerei Egger bekommt eine zusätzliche Abfüllanlage für Dosen mit einer Investitionssumme von insgesamt 6 Mio. €, und bei Radlberger werden um 1,5 Mio. € einzelne Anlagen optimiert und auf den neuesten technischen Stand gebracht. „Die neue Dosenanlage brauchen wir für neue Märkte und für mehr Verpackungsvielfalt”, ergänzt Prosser. „Denn, wenn man in andere Länder geht, gibt es andere Trink- und Verpackungsgewohnheiten”, die es zu berücksichtigen gilt. Insgesamt investierte Egger in den vergangenen Jahren rund 50 Mio. €, so Prosser. „Unser Unternehmen ist technisch am letzten Stand.”

Alkoholfreies Bier

Am neuesten Stand ist Egger auch was Trends wie alkoholfreies Bier betrifft; man sei hier von Anfang an mitgezogen. Heute ist Egger Zisch unter den Top Drei alkoholfreien Bieren in Österreich. „Alkoholfreies Bier ist ein Thema, das jede Brauerei beschäftigt”, sagt Prosser, der davon ausgeht, dass sich der Bierkonsum in den nächsten Jahren zugunsten alkoholfreier Alternativen verschieben wird.

Das große Thema 2016 Müllvermeidung geht nicht spurlos an Radlberger vorüber, das ein typisches Einwegprodukt ist. „Wir haben zusammen mit anderen Produzenten ein eigenes Unternehmen gegründet, das die PET-Flaschen sammelt, recycelt und wieder abfüllt; acht von zehn Flaschen werden wieder eingesammelt. Wir haben da einen funktionierenden Kreislauf”, sagt Prosser.

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