WIEN. Der kostenlose Rückversand hat dem Onlineshopping in vielen Branchen zum Durchbruch verholfen – und etwa im Mode- und Schuhhandel eine massive Marktbereinigung im stationären Handel in die Wege geleitet. Gleichzeitig ist er für die Umwelt höchst problematisch: Eine aktuelle Studie des Instituts für Handel, Absatz und Marketing (IHaM) an der Linzer JKU zeigt, dass mehr als jeder zweite Onlinekäufer in den letzten zwölf Monaten zumindest bei einigen Bestellungen einzelne Waren wieder retourniert hat (54%).
„Es gilt die Formel: Je häufiger online bestellt wird, desto überproportional öfter werden Produkte auch wieder zurückgesendet”, erklärt Ernst Gitterberger, Leitung Centre of Retail and Consumer Research am IHaM. In anderen Worten: „Heavy User” haben sich besonders daran gewöhnt, dass ein Onlinekauf nicht zwangsläufig ein solcher ist – und das kostenlose Zurückschicken eben Teil des Onlineshopping-Prozederes ist.
Rücksendegebühren könnten das Problem zwar nicht ganz aus der Welt schaffen, würden das Einkaufsverhalten aber verändern, meint Gitterberger – verpflichtende Rücksendegebühren wären „ein Gamechanger” für alle Onlinehändler und „wohl auch für manche ein Genickschlag”.
Nutznießer Stationärhandel
Konkrete Folgen in einem solchen Szenario wäre laut IHaM-Analyse eine Verringerung der Onlineausgaben um ein Zehntel; Shopper würden gemäß Befragung auf diverse „Ausweichstrategien” setzen – wie Browsing (mehr Zeit für die Suche nach dem passenden Produkt aufwenden, 56%), Click&Collect (online bestellen, die bestellte Waren aber im Geschäft abholen und gegebenenfalls dort retournieren, 49%), Webrooming (im Internet informieren, aber im Geschäft kaufen, 53%) oder Showrooming (im Geschäft probieren, im Internet kaufen, 37%), Selection (Verzicht auf Bestellungen desselben Artikels in zwei Größen, 53%), Attention (achtsameres Vorgehen bei Bestellungen, um nichts retournieren zu müssen, 63%).
Nicht jeder ist dagegen
Wenngleich 68% Gebühren für Retouren strikt ablehnen und 73% sofort den Händler wechseln würden, wenn nur dieser entsprechende Gebühren einführen würde, geben immerhin 35% an, in Rücksendegebühren (auch) positive Aspekte zu sehen – allen voran für die Umwelt. Funktionieren würden Rücksendegebühren laut Gitterberger indes nur, wenn sie nicht auf österreichische Händler beschränkt blieben – andernfalls würden „drei Viertel der Onlineshopper sofort zu ausländischen Anbietern wechseln.” (red)