••• Von Georg Sohler
Die große Geschichte der Stadt wird von vielen sehr erfolgreichen Unternehmerinnen und Unternehmen geschrieben”, sagt Peter Jungreithmair, Geschäftsführer der Wels Marketing & Touristik GmbH und des Tourismusverbands Region Wels. Die Stadt hat tatsächlich eine bewegte, jahrtausendealte Geschichte. Schon seit der jüngeren Steinzeit vor über 5.000 Jahren lebten und arbeiteten Menschen in der heutigen Gegend. Die ist die zweitgrößte im Bundesland Oberösterreich und mit seinen knapp 65.000 Einwohnern die achtgrößte Stadt Österreichs, noch vor Landeshauptstädten wie St. Pölten, Bregenz oder Eisenstadt. Rund 5.700 Unternehmen befinden sich im Stadtgebiet, inklusive des Bezirks Wels Land sind es fast doppelt so viele.
Pro Jahr wird über eine Mrd. Euro Einzelhandelsumsatz erwirtschaftet, mit einem Brutto-Regionalprodukt von 54.200 Euro liegt Wels österreichweit an zweiter Stelle: „Diese unternehmerischen Persönlichkeiten und auch die Firmen selbst sind als Markenbotschafter ein wesentlicher Bestandteil unserer Marke Wels.” Dass das in Zukunft so bleibt, dafür sorgen die Betriebe und Ausbildungsstätten mit über 1.548 Lehrlingen, mehr als 11.000 Schülern sowie rund 2.000 FH-Studierenden. Das registriert auch das nahe Um- und das ferne Ausland. Die Tourismusregion verzeichnet weit über 300.000, die Stadt selbst über 200.000 Nächtigungen im Jahr. Rund 80% davon sind Business-Touristen. Insgesamt verzeichnet die Welser Innenstadt sechs Mio. Besucher pro Jahr. Und genau dieses – das zeigen die Zahlen schon – Herz der Stadt soll nun in den Mittelpunkt gerückt werden.
Mutig sein
„An manchen Orten sind Menschen besonders mutig und erfolgreich. Ein solcher Platz ist der Stadtplatz in Wels”, führt Jungreithmair aus. Es sei beeindruckend, wie viele große erfolgreiche Persönlichkeiten hier ihre Heimat und Wurzeln haben: „Es ist somit nur logisch, dass ein Kraftplatz auch ein Anziehungspunkt für besonders mutige und innovative Menschen ist. Und somit dreht sich das Rad des besonderen Platzes munter weiter.”
Die Innenstädte am Leben zu erhalten, ist keine leichte Angelegenheit, und Wels hat das offenbar geschafft. In dieser Stadt, fällt einem auf, dass es hier anders ist, als man es fast schon gewohnt ist. Die Einheimischen und Gäste erleben einen Lebensraum. Der Stadtplatz hat dabei heute immer noch die gleiche Funktion wie seit seiner Entstehung. Hier haben Menschen die Gelegenheit, auf die Art zusammenzukommen, die ihren sozialen Bedürfnissen entspricht. Der Charme der Kleinstadt, das Leben auf den Straßen, die innerstädtische Gastronomie, fallen auf. Die gewachsene, gelebte Geschichte einer Stadt spürt man hier gewissermaßen.
Geschichte zum Ansehen
Das, was man sonst in Ländern wie Italien, Spanien oder Frankreich in alten Städten sucht, findet man in Wels quasi vor der Haustür (siehe oben). „Ohne klare Strategie und ein großes gemeinsames Commitment der wesentlichen Stakeholder ist Erfolg aber nicht möglich”, weiß Jungreithmair. Es hilft dabei, wenn das eine oder andere Bauwerk nicht nur Geschichte hat, sondern auch Geschichten erzählen kann. Im 17. Jahrhundert, als sich die Stadt einer wirtschaftlichen Blüte erfreute, lebte die Salzburger Kaufmannstochter Salome Alt. Sie wurde als Lebensgefährtin des Salzburger Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau bekannt. Ein Geistlicher mit Gattin? Dieser war davon überzeugt, dass das Zölibat bald fallen würde und machte aus der Beziehung kein Geheimnis. Es kam bekanntlich anders.
Nach Auseinandersetzungen mit dem Bayernherzog Wilhelm V. verbrachte der Bischof die letzten Jahre bis zu seinem Tod im Kerker. Salome ging von Altenau nach Wels ins Exil und wurde hier von ihrem wohlhabenden Verwandten aufgenommen. 1622 kaufte sie das nach ihr benannte Haus am Stadtplatz, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. Heute befindet sich hier das Schmuckatelier Machwerk, wo nach japanischer Schmiedetechnik gearbeitet wird, passend zu dem einzigartigsten Haus am Stadtplatz.
Noch mehr Storys
Erwähnenswert ist auch der Kremsmünstererhof, der von dem Großkaufmann und Bürgermeister Rupert Trinker im Stil von Renaissance und Rokoko gebaut wurde. Er war Fernhändler, insofern logisch, als das Gebäude heute ein Hotel ist. Ebenfalls interessant ist das Weißsche Freihaus, ein Meisterwerk der Renaissancearchitektur, das heute eine Bar beherbergt. Und dann wäre da noch die mittelalterliche Stadtmauer, wie man sie noch heute am Zwinger oder im Pollheimerpark findet. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert. Die bis zwei Meter dicke Mauer war von Schießscharten durchsetzt und hatte einen hölzernen Wehrgang, von dem noch Reste erhalten sind. Von den ursprünglich vier Stadttürmen ist aus „verkehrstechnischen” Gründen nur noch der Ledererturm erhalten, das bedeutendste Wahrzeichen der Stadt. Seinen Namen hat der Turm von der Zunft der Lederer, die hier außerhalb der Stadtmauern im Viertel „unter den Lederern” ihre Werkstätten hatten. Während der Weihnachtszeit verwandelt sich der zweite Stock des Turms in ein Museum für historische Spielzeuge. Im 3. Stock des Turms befindet sich die Hauptattraktion des Weihnachtsmarkts – Besucher haben die Gelegenheit, einen persönlichen Brief an das Christkind zu verfassen (Details zum Markt siehe unten re.).
Die Burg, erstmals 776 schriftlich erwähnt, ist ein lebendiger Zeuge der Zeit. Anfänglich ein Holzbau mit Palisaden, wurde sie im 12. oder 13. Jahrhundert aus Stein errichtet. Im Einklang mit dem Klang der Gotik wurde die Burg Wels unter Kaiser Maximilian I. im spätgotischen Stil umgebaut. Es war in dieser historischen Burg, wo er den letzten Monat seines Lebens verbrachte. Die Burg beherbergt heute eines der spannendsten Stadtmuseen Oberösterreichs.
Eine Reise wert
Die heutige Messe- und Industriestadt, die als Knotenpunkt West und Ost sowie Nord und Süd verbindet, bietet zu jeder Gelegenheit etwas – sei es als eine Art Freilichtmuseum, als Ort, wo man einen der rund 300 Unternehmen als Partner treffen kann oder schlichtweg zum Besuch eines der rund 200 Gastronomiebetriebe.
Regelmäßige Events runden das Bild einer pulsierenden, modernen Stadt mit Tausenden Jahren Geschichte mehr als nur ab. Es wussten offenbar schon Menschen weit vor unserer Zeit, dass dies ein besonderer Ort ist und wohl in Zukunft bleiben wird.
Dafür zeichnet eben unter anderem Peter Jungreithmair verantwortlich, der abschließend klarstellt: „Wir denken immer in längeren Zeiträumen. Alle Aktivitäten entlang dieser Strategie zahlen auf die gemeinsame Marke ein. Nur so entsteht die Kraft, um eine Brand weiterentwickeln zu können und sie für die Menschen auch sichtbar zu machen.”