Geschmack bei gleich hoher Qualität
© Henkell Freixenet Austria
RETAIL Redaktion 28.10.2022

Geschmack bei gleich hoher Qualität

Henkell Freixenet ist Marktführer, aber von der Weltlage betroffen. Im Interview erklärt Philipp Gattermayer, wie das so bleiben soll.

••• Von Georg Sander

Henkell Freixenet Austria ist österreichischer Marktführer im Schaumweinbereich. In wirtschaftlich gar nicht so einfachen Zeiten ist das keine Selbstverständlichkeit.

Doch dem Unternehmen geht es gut, wie Geschäftsführer Philipp Gattermayer im Interview mit medianet erklärt. „Das erste Halbjahr 2022 verlief – trotz insgesamt rückläufiger Zahlen im Handel – für uns erfreulich”, erklärt der Geschäftsführer. Mit einem Anteil von 36,7% konnte die österreichische Marktführerschaft im Sektsegment weiter ausgebaut werden. Produkte aus dem Hause Henkell Freixenet führen zudem das Ranking der beliebtesten Qualitätsschaumweine Österreichs an. Zwei Produkte stechen heraus: „Mit einem mengenmäßigen Marktanteil von 15 Prozent steht Kupferberg Sekt, dicht gefolgt von Henkell Sekt mit einem Marktanteil von 14 Prozent, an der Spitze der Beliebtheitsskala.” Woran das in seinen Augen liegt?
Vor allem dem Vertrauen der Konsumenten in das Schaumweinportfolio sei dies zu verdanken, meint Gattermayer: „Unser langjähriges Know-how in der Schaumweinproduktion sowie eigene Weingärten und Kellereien in den besten Weinbaugebieten weltweit erlauben uns gleichbleibenden Geschmack bei gleich hoher Qualität.”

Die Weltlage

Während der Pandemie haben Menschen vermehrt Premiumprodukte für daheim gekauft, nun ist die Gastronomie wieder geöffnet. Die Entwicklung stimme, aber „man kann bei Weitem noch nicht von einem ‚Vorkrisen-Niveau' sprechen”, meint er. Vor allem die fehlenden großen Veranstaltungen, etwa Bälle und Kongresse, machen der Sektbranche zu schaffen. Und da ist Henkell Freixenet kein kleiner Player. Die Gruppe verfügt über Tochterunternehmen in über 30 Ländern und exportiert ihre Marken in mehr als 150 Staaten weltweit – ‚nach' Corona ist man nun mitten im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Henkell Freixenet Ukraine LLC beschäftigt in Kiew 28 einheimische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Unternehmen engagiert sich auf dem ukrainischen Markt für den Vertrieb er internationalen Marken.

„Uns alle erschüttert das”, hält Gattermayer fest. „Vor dem Hintergrund der beängstigenden Situation in der Ukraine trägt uns vor allem die Sorge um unsere Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine. Sie arbeiten zurzeit alle von zu Hause aus, sodass sie bei ihren Familien sein können, und wir stehen in engem Austausch mit ihnen, um ihnen bestmöglich beizustehen.”
Das Unternehmen selbst hat auch Konsequenzen gezogen, hat das Russland-Geschäft bis auf Weiteres ausgesetzt – damit „ziehen wir die Konsequenzen aus der von starker Unsicherheit und den aktuellen Verwerfungen geprägten Gesamtsituation, die durch den von Putin geführten russischen Staat ausgelöst worden ist”.

Konkrete Auswirkungen

Mit dem Angriff verbunden sind auch steigende Preise für Energie. Doch nicht nur das macht dem Schaumweinhersteller zu schaffen, denn schon 2021 war produktionsseitig nicht einfach. Unterschiedliche Wetterereignisse führten vielerorts zu dramatischen Ernteeinbußen. Diese führten dazu, dass die Weinproduktion in ganz Europa drastisch reduziert werden musste, fast auf das Niveau von 2017 zurückfiel und eine der kleinsten Ernten der letzten 20 Jahre war.

Die Preise zogen schon zuvor kräftig an: „Der Höhenflug der Herstellungskosten begann nach den ersten Lockdowns 2020 mit dem Anziehen der Wirtschaft 2021 und hat sich durch den Ukrainekrieg ab Februar 2022 dramatisch verschärft. Er umfasst alle Bereiche, die für die Herstellung von Sekt, Wein und Spirituosen relevant sind.” Das sind konkret Rohstoffe und Betriebsmittel, Verpackung, Logistik und Energie (Gas, Strom, Treibstoffe). Diese Bereiche verzeichnen hohe Kostenzuwächse im zwei- bis dreistelligen Prozentbereich, die Energiekosten haben sich mittlerweile verzehnfacht. „Wir versuchen, alle Möglichkeiten zur Kostenreduktion durch interne Effizienzsteigerungen und Einsparungen auszuschöpfen”, so Gattermayer, „Aus betriebswirtschaftlichen Gründen müssen die Herstellungskosten bestmöglich durch die Einkaufspreise unserer Kundinnen und Kunden gedeckt werden.”

Die Realität

Gepaart mit der hohen Inflation, würden auch einige auf das Genussprodukt Schaumwein verzichten. Zu Anlässen wie Geburtstage, feierlichen Anlässen und gerade, wo es sich dem Jahresende zuneigt, werden aber „Herr und Frau Österreicher sicher gemeinsam die Korken knallen lassen, ob beim zusammengestellten Feiertagsmenü oder Weihnachtsfeiern und Co. Champagner, Crémants, Sekt, Cava – Schaumweine sind gerade bei diesen besonderen Anlässen sehr beliebt.”

Inwiefern sich die multiplen Herausforderungen auswirken, ist noch offen, denn „der Krieg bedingt signifikante Preissteigerungen und Versorgungsengpässe in der gesamten Supply Chain. Man kann nicht vorhersagen, wie die Coronapandemie sich tatsächlich weiterentwickelt und wie sich all dies auf das Verbraucherverhalten auswirkt”, meint Philipp Gattermayer abschließend. Den Kopf in den Sand stecken werde man aber nicht: „Vor dem Hintergrund der derzeitigen Unsicherheiten ist eine verlässliche Prognose für das Gesamtjahr kaum möglich. Wir blicken angespannt, aber positiv gestimmt auf das letzte Quartal im Jahr 2022.”

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