Grinsekatze im Laden?
RETAIL Redaktion 20.05.2022

Grinsekatze im Laden?

Moderne Kaufleute kichern nicht heimlich im Geschäft, sondern tragen die Freundlichkeit nach draußen.

Die Finstere Brille ••• Von Christian Novacek

KAISER PARADEISA. Es waren wilde Zeiten, als ich vor mehr als 30 Jahren das Licht der Fachmedienwelt erblickte: Die Kaufleute waren eine, wenn nicht gar die tragende Säule im Lebensmittelhandel. Unter den Organisationen herrschte ein Gerangel darum, wer die besten unter seinem Logo versammeln konnte. Das Abwerben der Kaufleute von anderen Organisationen war tägliche Pflichtübung. Besonders tüchtige Kaufleute füllten sich nicht zuletzt damit die Taschen, als sie zur rechten Zeit von der einen zur anderen Organisation und wieder zurück hüpften.

Diese Zeiten sind vorbei – nicht zuletzt, weil der Kaufmann vom patriarchalen Dorfkaiser im Mercedes zum sozialen Hans Dampf in allen Gassen auf dem e-Bike mutiert ist – und das kann man gern positiv sehen. Nämlich, weil die Nettigkeit heute tatsächlich für Wertigkeit steht. Ein Waldviertler Nah&Frisch-Kaufmann hat einmal gesagt: Was hab ich davon, wenn ich dauernd freundlich lächelnd im Geschäft stehe, wenn eh niemand zu mir einkaufen kommt? Heute hätte er seine Chancen vergrößert. Erstens, weil er mitunter eine Sie ist, und zweitens, weil sich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass man ein freundliches Lächeln auch zu seinen Kunden nach Hause transportieren kann.

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