Haben turbulente Zeiten hinter uns
© Florian Wieser
RETAIL Redaktion 14.03.2025

Haben turbulente Zeiten hinter uns

Der Wiener Einrichtungshandel steht unter Druck, doch man ortet erste Anzeichen einer potenziellen Erholung.

WIEN. Nach einem pandemiebedingten Boom, in dessen Rahmen viele Haushalte verstärkt in ihre eigenen vier Wände investierten, hat sich die Lage im Wiener Einrichtungshandel vergangenes Jahr deutlich eingetrübt.

„Die Branche hatte in den letzten Jahren stark mit der hohen Inflation, steigenden Zinsen und einem veränderten Konsumverhalten zu kämpfen. Hinzu kommen explodierende Kosten für Energie, Personal und Mieten, was die Situation zusätzlich verschärft”, erklärt Johann Klein, Obmann des Landesgremiums Wien des Elektro- und Einrichtungsfachhandels.

Katastrophales erstes Quartal

Von allen Handelsbranchen verzeichne der Einrichtungshandel aktuell die stärksten Umsatzrückgänge: Im ersten Quartal 2024 sanken die Umsätze im Jahresvergleich nominal um 16,6%, preisbereinigt sogar um 18,8%. Die Gesamtausgaben in Wien für Möbel, Inneneinrichtung, Teppiche und Bodenbeläge betrugen 2024 rund 427 Mio. €.

Besonders stark hat das Geschäft mit Einbauküchen, die höhere Investitionen erfordern, gelitten, da die Neubautätigkeit eingebrochen ist. „Und wo keine neuen Häuser oder Wohnungen entstehen, werden auch keine neuen Küchen oder größere Möbelstücke gebraucht”, analysiert Klein. Mittlerweile hätten sich die Lieferzeiten bei vielen Produkten ob der zurückgegangenen Nachfrage halbiert. „Es wird zwar gekauft, aber dabei lange überlegt, wie und in was investiert wird. Größere Anschaffungen werden heute oft ein Jahr im Voraus geplant, was zu verzögerten Einnahmen führt. Daher ist eine solide Liquiditätssicherung für Fachhändler essenziell.”
Die Auswirkungen der Pleite von kika/Leiner auf den Markt sieht Klein differenziert: Ein Teil der Umsätze werde natürlich zu den großen Playern wandern, doch könnten v.a. auch „spezialisierte Fachhändler” profitieren.

Positive Impulse erkennbar

Verbesserte Finanzierungsmöglichkeiten und ein wieder steigendes Interesse an Immobilien im neuen Jahr schaffen indes Potenzial für Erholung. Auch die Lohnerhöhungen, die über der aktuellen Inflationsrate liegen, könnten das verfügbare Budget der Haushalte steigern und so den Möbelkauf wieder beleben, so der Obmann. Und: Die Delle nach dem Mehrkonsum in den Pandemiejahren läuft langsam aus. „Wir sehen erste Anzeichen einer Erholung und rechnen für heuer mit einem moderaten Wachstum. Sobald sich die Konsumenten sicherer fühlen, werden auch größere Investitionen und Käufe in der Einrichtung wieder an Bedeutung gewinnen.” (red)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL