WIEN. Der aktuelle Konjunkturreport Einzelhandel des Wifo ortet auch im dritten Quartal des laufenden Jahres eine ausbleibende Dynamik der heimischen Konjunktur: Sowohl im September als auch in der ersten Oktoberhälfte stagniert die gesamtwirtschaftliche Aktivität, der heimische Non-Food-Handel verzeichnete auch in den Sommermonaten ein Minus bei den inflationsbereinigten Nettoumsätzen: –1% im Juli, –0,3% im August).
„Die österreichische Konjunktur verläuft weiterhin schwach. Auch die Bruttowertschöpfung im Handel stagniert seit Juli auf dem Vorjahresniveau. Zumindest der LEH hat im dritten Quartal leichte Umsatzzuwächse erwirtschaftet, allerdings können diese die Kostensteigerungen in der Beschaffung, beim Personal sowie bei Fremdkapital, Mieten und Pacht bei weitem nicht kompensieren”, erklärt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.
Prognose für Sparquote steigt
„Der nachlassende Preisauftrieb sowie die gestiegenen Haushaltseinkommen haben die realen Umsätze der heimischen Einzelhändler zuletzt einigermaßen stabilisiert, allerdings liegt der österreichische Non-Food-Handel auch im dritten Quartal unter dem Vorjahresniveau”, analysiert Wifo-Ökonom und Studienautor Jürgen Bierbaumer.
Das Konsumentenvertrauen ist zwar zuletzt angestiegen, liegt aber weiterhin auf niedrigem Niveau. Die anhaltend hohe Unsicherheit der Konsumenten erhöht trotz stark gestiegener Haushaltseinkommen primär die Sparquote – auf heuer voraussichtlich 11,4%. Im Konjunkturreport zum zweiten Quartal war noch eine Sparquote von 9,8% prognostiziert worden.
Erschwerend für den Handel hinzu kommt die Verschiebung der Konsumausgaben weg vom klassischen Warenkauf hin zu Reisen, Urlaub, Gastronomie und Selbstoptimierung. Positiv dagegen ist der weiterhin nachlassende Preisauftrieb, der die reale Entwicklung stützt. Im September lag die Inflation in Österreich bei nur mehr 1,8% – Tendenz weiterhin fallend. Wermutstropfen: Österreich liegt damit noch immer über dem Schnitt des Euro-Raums von aktuell 1,7%.
Verglichen mit den deutschen Einzelhandelsunternehmen fallen die aktuellen Umfrageergebnisse der heimischen Händler deutlich pessimistischer aus: Im September ist das Stimmungsbild im österreichischen Einzelhandel laut Vertrauensindikator der Europäischen Kommission um 6,1 Punkte eingebrochen, in Deutschland lag das Minus bei nur 1,8 Punkten. Betrachtet man jedoch die Entwicklung über die letzten drei Monate, so ist der Pessimismus in beiden Ländern ähnlich stark ausgeprägt.
Zumindest die Inflation sinkt
Die aktuelle schwache Wirtschaftsentwicklung spiegelt sich auch am Arbeitsmarkt: Der Bestand an offenen Stellen ging sowohl im Einzelhandel als auch in der Gesamtwirtschaft weiter zurück und lag im September im Einzelhandel bereits um –23,3% (Gesamtwirtschaft: –14%) unter dem Niveau des Vorjahres.
Für das Gesamtjahr geht Bierbaumer davon aus, dass die Wirtschaftsleistung in Summe um 0,6% zurückgehen dürfte, für 2025 erwartet er einen „minimalen Zuwachs von rund einem Prozent.” Die neue Jahresinflationsprognose für 2024 lautet auf 3,1%, 2025 rechnet das Wifo aktuell mit 2,2%. (red)