Hohe Inflation schädigt nachhaltig
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Rasch agierenWifo-Chef Gabriel Felbermayr hält als Maßnahme gegen den Inflationsanstieg auch eine Senkung der Mehrwertsteuer für adäquat.
RETAIL Redaktion 05.05.2023

Hohe Inflation schädigt nachhaltig

Gabriel Felbermayr vom Wifo sieht anhand der höheren Inflation Österreichs Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr.

WIEN. Die Inflation ist zäh und hat sich im April unerwartet wieder erhöht. Das wirkt auf die Teuerungsrate für das gesamte Jahr, ist zumindest Wifo-Chef Gabriel Felbermayr überzeugt. Die zuletzt vom Wifo vorhergesagten sieben Prozent Preissteigerung werden wohl übertroffen.

Preisunterschiede gefährlich

Felbermayr fordert von der Poli­tik ein rasches Eingreifen – in Gegenposition zu Wirtschaftsminister Martin Kocher (siehe Seite 48) sieht er den Preisunterschied zu anderen Euro-Ländern, insbesondere zu Deutschland, problematisch. Eine breitere Kluft würde die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs schmälern.

„Wir müssen jetzt sicherlich an vielen Hebeln ziehen, damit wir diesen relativ großen und leider auch wachsenden Inflationsunterschied zur Eurozone schließen”, erklärte Felbermayr in der „ZiB2”. „Dass der Abstand so groß ist zur Eurozone, muss uns schon zu denken geben.”

Kein Tabu: Mehrwertsteuer

Mehrwertsteuersenkungen oder Preisbremsen, aber auch eine Mietpreisbremse wären angesagt. Die von der öffentlichen Hand geregelten Preise müssten ebenfalls nicht im Ausmaß der Inflation steigen, so Felbermayr. Bevor man die Mehrwertsteuer auf Nahrungsmittel senkt, sollte man probieren, ob die Veröffentlichung der Preise der wichtigsten Nahrungsmittel dazu führen könnte, dass sie billiger angeboten werden.

Österreich hat sich im Laufe der vergangenen 20 Jahre schrittweise zu einem hochpreisigen Land entwickelt. Die Inflationsrate lag regelmäßig höher als in Deutschland. Während 2003 das allgemeine Preisniveau in Deutschland und Österreich etwa auf gleichem Niveau lag, war Österreich 2020 um fast zehn Prozent teurer. Besonders deutlich würde der Unterschied beim Blick auf Warengruppen wie Nahrungsmittel.

Preisvergleich Deutschland

Diese waren vor 20 Jahren in Deutschland um drei bis fünf Prozent billiger. 2020 lag der Abstand bei 20%. Von Mitte 2021 bis Mitte 2022 war die Teuerung in Österreich ausnahmsweise niedriger als in Deutschland –vorübergehend, denn zuletzt gab es bis zu zwei Prozentpunkte höhere Inflation in Österreich. (red)

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