••• Von Daniela Prugger
HAMBURG. In Deutschland ist Bekleidung einer Umfrage zufolge längst zum Wegwerfartikel geworden. Von den 5,2 Mrd. Kleidungsstücken, die in den deutschen Kästen vermutet werden, würden 40% sehr selten oder nie angezogen, teilte die Umweltschutzorganisation Greenpeace als Auftraggeber der Erhebung am Montag mit.
Laut Studie trägt jeder Achte seine Schuhe weniger als ein Jahr lang. Kaum jemand lasse Kleidung ausbessern. Mode sei zum Wegwerfartikel wie Einweggeschirr verkommen, kritisierte Greenpeace-Expertin Kirsten Brodde. Für wichtig werde gehalten, den schnell wechselnden Trends zu folgen. Kleidungsstücke würden daher rasch aussortiert und landen im Kleidercontainer oder im Mist, so Brodde.
Billig und viel kaufen, das Ganze aber nur kurz tragen – so gehen die Deutschen laut Greenpeace mit Mode um.
Mehr als 1.000 Menschen zwischen 16 und 69 Jahren sind für die Datenerhebung im September befragt worden. Demnach besitzen Frauen im Durchschnitt 118 Kleidungsstücke (ohne Strümpfe und Unterwäsche), Männer 73 Teile. Frauen aus dem Westen Deutschlands haben am meisten Kleidung im Kasten. Mehr Bildung und mehr Einkommen gehe mit deutlich mehr Anziehsachen einher, teilte Greenpeace zu den Umfrageergebnissen mit.
Kleidung landet im Müll
Zum Bild der Wegwerfmentalität passt, dass die Hälfte der Befragten noch nie Kleidung zum Schneider gebracht hat. Mehr als die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen war noch nie beim Schuster. Knapp zwei Drittel (64%) der Befragten sortieren Kleidung aus, weil sie ihnen nicht mehr gefällt. 83% der Befragten haben noch nie Kleidung getauscht, über die Hälfte noch nie welche verkauft. Wenn die Befragten Kleidung aussortieren, wandere sie oft in den Müll.
Fast die Hälfte der Befragten hat demnach in den vergangenen sechs Monaten Kleidung weggeworfen. „Das geht zulasten der Umwelt und der Gesundheit, denn die Kleidung wird mit Hunderten giftiger Chemikalien produziert”, sagte Brodde. In den meist asiatischen Produktionsländern sei die Textilindustrie zum zweitgrößten Wasserverbraucher geworden.