Raus aus Plastik im Textil-Onlinehandel?
© DS Smith
Spezialist für Karton Das Londoner UnternehmenDS Smith hat sich auf nachhaltige Verpackungslösungen spezialisiert. Gegründet wurde es 1940 als Hersteller von Kartons.
RETAIL Redaktion 18.04.2025

Raus aus Plastik im Textil-Onlinehandel?

Kunststoffverpackungen sind im Digital Retail bei Mode das Maß der Dinge – sehr zum Unwillen der Konsumenten.

LONDON/WIEN. Eine aktuelle Studie im Auftrag des britischen Verpackungsspezialisten DS Smith zeigt: Der Einsatz von Kunststoffverpackungen im europäischen Online-Fashionhandel nimmt weiter zu – trotz wachsender Kritik der Konsumenten. 74% der Befragten in sechs europäischen Ländern sprechen sich für Verpackungen aus Papier oder Wellpappe aus, sofern diese verfügbar sind. Dennoch wurden 2023 rund 2,9 Mrd. Kunststoffversandtaschen im Online-Modehandel eingesetzt – das entspricht fast 8 Mio. Verpackungen täglich.

Ungehemmte Plastikflut

Großbritannien liegt im Ländervergleich vorn, gefolgt von Deutschland und Frankreich. Besonders alarmierend: Laut Prognosen wird die Anzahl dieser Verpackungen bis 2030 auf 4,2 Mrd. jährlich steigen – eine Zunahme von 47%. Anders als im stationären Handel, wo Einwegplastik rückläufig ist, fehlt es im Onlinehandel an verbindlichen Alternativen.

Dabei haben Verbraucher klare Erwartungen: 73,8% wünschen sich besser recycelbare Materialien, und über die Hälfte hat ein schlechtes Gewissen, wenn Bestellungen in Plastik geliefert werden. Auch die Zahlungsbereitschaft steigt: 42% würden für plastikfreie Verpackung mehr bezahlen, 55% bevorzugen Anbieter mit nachhaltigen Lösungen.
Doch nur sieben Prozent der Kunststoffverpackungen im Modehandel wurden 2023 recycelt oder wiederverwendet. Der Rest landete auf Deponien oder wurde verbrannt. Bis 2030 könnte diese Menge auf 3,8 Mrd. jährlich ansteigen – trotz EU-Vorgaben zur Recyclingfähigkeit ab 2030. DS Smith warnt: Der Status quo sei nicht haltbar!

Frage der Alternative

Immerhin beginnen Unternehmen wie Zalando aufzuzeigen, dass Alternativen möglich sind. Der Onlinehändler nutzt seit 2020 Versandtaschen aus Papier mit Recyclinganteil und FSC-zertifizierten Frischfasern. Laut Zalando stieg die Kundenzufriedenheit mit der neuen Verpackung innerhalb eines Jahres um 16 Prozentpunkte.

„Die Umstellung war ein Meilenstein – aber nachhaltige Lösungen sind oft noch nicht skalierbar und mit Herausforderungen verbunden”, so David Fischer, Director Logistics Sustainability bei Zalando. Auch Stefano Rossi, CEO Packaging bei DS Smith, betont: „In den letzten vier Jahren konnten wir weltweit über eine Milliarde Kunststoffverpackungen durch faserbasierte Lösungen ersetzen – doch das reicht nicht.”
Wellpappe werde in Deutschland zu über 95, in Österreich sogar zu fast 99% recycelt – ganz im Gegensatz zu Kunststoff. Für Händler, die an Plastik festhalten, droht nicht nur ein Reputationsverlust, sondern langfristig wahrscheinlich auch ein Wettbewerbsnachteil. (red)

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