WIEN. Experten sind sich einig: Etwa 400 Mio. € wird die Black Friday-Woche in die Kassen spülen. Das bewegt sich etwa auf dem Niveau des Vorjahres (420 Mio. €), der Event ist somit gut etabliert. Und dennoch: Gerade der heutige Black Friday wird zunehmend zur Gratwanderung für den Einzelhandel.
Hohe Welle, wenig Wirkung?
Einer neuen Studie von Berater Kearney zufolge sinkt nämlich die Nachfrage drei Wochen vor und bis zu zwei Wochen nach dem Aktionstag signifikant. „Von den massiven positiven Ausschlägen um teilweise 150 bis 200 Prozent an Nachfrage und Umsatz bleiben in Wahrheit nur rund sieben Prozent Mehrumsatz”, sagt Moritz Tybus, Partner bei Kearney.
Die Studie zeigt auch, dass rund 20 Mio. € Profit durch veraltete Preissetzung verloren gehen; Händler setzen weiterhin auf Rabattschlachten, obwohl intelligente, KI-basierte Preisstrategien mehr Profit versprechen. „Ein vorhersagebasiertes und KI-gestütztes Preismodell, das gezielt auf Kundenbedürfnisse reagiert, wird immer wichtiger”, betont Tybus. Der Markt bleibt jedoch konservativ: 95% der Händler arbeiten mit traditionellen Rabattstrategien. Der daraus resultierende Preiswettbewerb ist selten nachhaltig.
Zufriedene Konsumenten
Interessanterweise liegen die tatsächlichen Rabatte meist unter zehn Prozent. Die werden allerdings von den Konsumenten überaus positiv wahrgenommen: 90% sind zufrieden, wiewohl 35% die Rabatte als niedriger empfinden als erwartet. Elektronik, Mode und Technik dominieren die Beliebtheitsskala; die Nachhaltigkeit ist stark untergeordnet.
Händler, die auf KI setzen, könnten laut Studie bis zu 51 Mio. € zusätzlichen Umsatz generieren. „Dass sich der Einzelhandel durch schlechte Preisentscheidungen bisher oft geschadet hat, zeigt auch die Tatsache, dass selbst Nichtstun am Black Friday besser wäre als eine falsche Strategie”, weist Tybus auf ein Paradox hin. (red)