WIENER NEUDORF. Die Coronakrise habe im Handel zu einem massiven Umbruch geführt, ist Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti überzeugt. Kunden- und Kaufverhalten ändern sich, Digitalisierung und Regionalität schieben kräftig an. Entsprechend haben sich die Bestellungen im Billa-Onlineshop verachtfacht, die Zahl der Click- & Collect-Stationen (online bestellen, dann vor Ort abholen) soll daher bis Jahresende auf 400 steigen.
Abholservice wird boomen
Derzeit gibt es 130 Abholstationen. „Wir sehen jetzt, dass sich solche Investitionen auszahlen”, sagt Haraszti. Die Nachfrage sei massiv gestiegen. Für Umbauten, Neubauten und den Ausbau des Onlinegeschäfts stehen Rewe in Österreich heuer 315 Mio. € zur Verfügung.
Wie es im Handel weitergeht, hänge sehr stark von den wirtschaftlichen Entwicklungen ab. „Wir sind die, die das unmittelbar spüren. Je höher die Arbeitslosigkeit, desto niedriger die Kaufkraft und desto preissensibler sind die Kunden”, prognostiziert Haraszti. Gleichsam vorauseilend wie auch der aktuellen Situation geschuldet, wurden schon im Februar bei Billa und Merkur Dauertiefpreise eingeführt.
An den Expansionsplänen hält Rewe dennoch fest: 2020 sind 31 neue Filialen bei Billa, zwei bei Merkur, drei bei Penny und 17 bei Bipa geplant. Rund 1.000 Personen, die in der Krise neu aufgenommen wurden, will das Unternehmen halten, weiteres Personal wird gesucht: „Auch wenn wir schon 2.000 junge Mitarbeiter an Bord haben, hätten wir gern noch mehr Lehrlinge – am besten doppelt so viele!”
Per Jahresende 2019 beschäftigte Rewe in Österreich 44.735 Personen, das waren um 626 mehr als im Jahr davor. Trotz Krise am Arbeitsmarkt geht der Rewe-Chef davon aus, per Jahresende mehr Leute neu eingestellt zu haben als 2019.
Erlöse in Österreich
In Summe setzte Rewe 2019 am österreichischen Markt brutto 8,74 Mrd. € um, nach 8,66 Mrd. € im Jahr zuvor. Im Lebensmittelhandel allein erwirtschaftet der Konzern 7,9 Mrd. € (+2,85%). Der Marktanteil im Lebensmittelhandel stagniert bei 34,1%. Die Touristiksparte mit Marken wie Jahn Reisen, ITS Billa Reisen sowie Transair steuerte zum Gesamtumsatz 110 Mio. € bei, Bipa 730 Mio. €.
Bei der mehr als 1.100 Filialen zählenden Supermarktkette Billa stiegen die Erlöse im vergangenen Jahr um 1,31%, die Verbrauchermarktschiene Merkur (138 Filialen) wuchs leicht um 0,45%. Beim Diskonter Penny (300 Filialen) legten die Umsätze um 2,26% zu, in der gleichen Größenordnung wuchs Adeg.
International von Wien aus
Vom Firmensitz in Wiener Neudorf aus wird nicht nur das Geschäft in Österreich, sondern auch das internationale Geschäft der Rewe Group („Handel International”) gesteuert. Mit Billa ist das Unternehmen in Bulgarien, Russland, der Slowakei, der Tschechischen Republik und in der Ukraine, mit dem Diskonter Penny in Italien, Rumänien, Tschechien und Ungarn, mit der Supermarktkette Iki in Litauen und mit der Drogeriekette Bipa in Kroatien vertreten. In mehr als 4.450 Filialen konnte ein Brutto-Erlös von rd. 18 Mrd. € erwirtschaftet werden. (red/APA)