„Sieben Prozent kaufen ihre Lebensmittel online”
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RETAIL christian novacek 21.06.2019

„Sieben Prozent kaufen ihre Lebensmittel online”

Spitz-Chef Walter Scherb jun. glaubt daran, dass E-Food bald dem Nischendasein entwachsen sein wird.

••• Von Christian Novacek

Der Onlinehandel hat auch mit Lebensmitteln Potenzial, ist Walter Scherb jun., Geschäftsführer des heimischen Lebensmittelproduzenten Spitz, überzeugt. Er verweist etwa auf Großbritannien, wo bereits 30% der Bevölkerung ihren täglichen Einkauf online tätigt. Im medianet-Interview ortet er auch für Österreich reichlich Möglichkeiten – und verbreitet die Spitz-Produktpalette offline und online.


medianet: Welche Rolle spielt der Verkauf von Lebensmitteln im E-Commerce aktuell?
Walter Scherb: Gemessen am Gesamtumsatz des Lebensmitteleinzelhandels, deutet der Verkauf von Lebensmitteln im E-Commerce zwar noch auf ein Nischendasein hin, gewinnt aber immer mehr an Relevanz. Momentan kaufen etwa sieben Prozent der Österreicherinnen und Österreicher online ihre Lebensmittel.

medianet: Wie gestaltet sich die Lage auf internationaler Ebene?
Scherb: Im Vergleich zu Österreich boomt der Onlinehandel mit Lebensmitteln auf internationaler Ebene. Ein großer Vorreiter ist hier Großbritannien, wo bereits 30 Prozent ihre Lebensmittel im Netz bestellen. Dies hat vor allem damit zu tun, dass der stationäre Einzelhandel auf der britischen Insel eine geringere Dichte aufweist. Mit rund 20 Prozent rangieren Frankreich und Spanien im Mittelfeld.

medianet: Inwieweit besteht die Gefahr, dass Österreich in Sachen Lebensmittel im Onlinehandel einfach anders tickt als die Welt?
Scherb: Hier gibt es keine Bedenken. Die bislang marginale Rolle des E-Commerce mit Lebensmitteln ist unter anderem auf die flächendeckende Versorgung mit Supermärkten zurückzuführen. Wie bereits erwähnt, wird auch hierzulande – besonders bei einer jüngeren Zielgruppe – das sogenannte E-Food immer beliebter.

medianet: Welche Vorteile hat es, Nahrungsmittel online zu bestellen? Inwieweit lässt sich virtuell ein adäquater Ersatz zum Frische-Erlebnis im Supermarkt aufbauen?
Scherb: Zum einen ist das Sortiment online oft größer als im Supermarkt. Trotz der Fülle an Produkten haben Kunden einen besseren Überblick, da sie sie clustern können und somit schnell zum gewünschten Produkt gelangen. Zum anderen bieten die meisten Onlinehändler einen Lieferservice, der den Einkauf dementsprechend nach Hause, direkt vor die Haustür, liefert. Das Schleppen des Einkaufs und die Fahrt zum Supermarkt sind damit hinfällig. Außerdem ist das Einkaufen außerhalb der Geschäftszeiten möglich – man kann einkaufen, wann man will. Ein Ersatz für das Frische-Erlebnis ist nur schwer aufzubauen; hier wird es noch mehr gefragt sein, die Logistik auszufeilen.

medianet: Welche Nachteile, Vorbehalte und Herausforderungen existieren in diesem Bereich?
Scherb: Eine besondere Herausforderung stellen, wie erwähnt, die frischen Lebensmittel dar. Denn das Vertrauen in die Qualität und damit Frische der Produkte kann der Onlineversand, aus Sicht der Konsumenten, nicht gewährleisten. Diese Barriere gilt es hierzulande zu überwinden.

medianet: Ist der E-Commerce mit Lebensmitteln auch ein ländliches Thema?
Scherb: Die berühmte ‚Last-Mile', die Lieferung bis an die Haustür, ist immer noch ein Thema. Kunden wollen heutzutage nicht die Kosten für die Zustellung übernehmen. Viele Unternehmen und damit auch der Einzelhandel stehen daher vor einem Dilemma. Denn nicht allen Unternehmen ist es möglich, ein Last-Mile-Liefermodell anzubieten und gleichzeitig die Ergiebigkeit aufrechtzuerhalten; Abhilfe könnten hier etwa adäquate Lieferstationen bieten.

medianet: Macht sich die Industrie mit eigenen Onlineshops beim Handel unbeliebt?
Scherb: Solange die Preise des Handels nicht torpediert werden, stellt sich hier kein Problem dar. Zudem strebt die Industrie oftmals, wie auch etwa Spitz, an, Produkte, die im Handel schwer erhältlich sind, wie zum Beispiel Werbeprodukte oder Sondereditionen, anzubieten.

medianet: Gerade in der Logistik hat der Handel seine Hausaufgaben gemacht – wie gehen Sie als Produzent mit der Gewährleistung der Frische um?
Scherb: Da wir täglich produzieren, ist Frische bei uns immer gewährleistet. Außerdem besteht unser Sortiment vorwiegend aus Produkten mit einem längeren Mindesthaltbarkeitsdatum.

medianet: Wie viele Artikel haben Sie derzeit im Onlineshop und wie viel sollen es werden? Sind Sie auch offen für Kooperationen mit anderen Anbietern?
Scherb: Zurzeit haben wir etwa 140 Artikel aus allen unseren Marken im Onlineshop. Da man unsere Produkte bereits in anderen Onlineshops findet, sind wir auch offen für Kooperationen mit anderen Anbietern.

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