Tengelmann nach Karl-Erivan Haub
© APA/AFP/dpa/Roland Weihrauch
VerschollenDie Suche nach Tengelmann-Firmenchef Karl-Erivan Haub am Matter­horn wurde in ihrer Intensität mittlerweile auf „Zufallsfund” heruntergestuft.
RETAIL Redaktion 20.04.2018

Tengelmann nach Karl-Erivan Haub

Der Firmenchef war vor allem für die strategischen Entscheidungen der Gruppe wichtig.

MÜHLHEIM. Das Verschwinden von Konzernchef Karl-Erivan Haub ist für das mehr als 150 Jahre alte Familienunternehmen Tengelmann ein massiver Einschnitt. Rund 15 Jahre lang drückte der asketische Unternehmer dem Handelsimperium, zu dem neben dem Textildiscounter Kik und dem Baumarktriesen Obi auch Beteiligungen an Onlineunternehmen wie ­Zalando und Delivery Hero gehören, seinen Stempel auf.

Christian Haub, der jüngere Bruder des Verschwundenen, bemühte sich bereits in einem Brief an die Mitarbeiter, mögliche Befürchtungen über die Folgen des Dramas für Tengelmann zu zerstreuen: „Unser Familienunternehmen ist solide aufgestellt und verfügt über ein stabiles und erfahrenes Führungsteam, sowohl in der Holding, als auch in den Geschäftsfeldern.” Es bestehe kein Anlass zur Sorge.
Karl-Erivan Haub ist am 7. April von einem Skiausflug am Matterhorn in der Schweiz nicht zurückgekehrt. Familie Haub hat die Hoffnung aufgegeben, den vermissten Milliardär noch lebend zu finden; die Suche nach Haub dauert jedoch an.

Kik und Obi im grünen Bereich

Für Kunden von Kik, Obi und Co. wird Haubs Schicksal keine spürbaren Auswirkungen haben. Diese Firmen sind organisatorisch selbstständig und werden seit Jahren erfolgreich von familienfremden Managern geführt. „Das Tagesgeschäft läuft ganz normal weiter, weil wir eigenständig arbeiten”, heißt es etwa bei Kik.

Dennoch reißt das Verschwinden des Unternehmers eine Lücke. Nicht im Tagesgeschäft, aber wohl bei den langfristigen, strategischen Entscheidungen im Familienimperium. Haub habe „mehrere Unternehmen aufgebaut und immer ein Gespür für neue Trends und Themen bewiesen”, schrieben Kik-Chef Patrik Zahn und der langjährige Haub-Geschäftspartner Stefan Heinig am letzten Wochenende im gemeinsamen Brief. Haub war es zu verdanken, dass Tengelmann als eines der ersten deutschen Handelsunternehmen im großen Stil in Start-ups wie Zalando oder Delivery Hero investierte.
Im jüngsten Tengelmann-Geschäftsbericht schrieb Karl-Erivan Haub: Als er und sein Bruder Christian zur Jahrtausendwende die Geschäftsführung von ihrem Vater übernommen hätten, seien sie gezwungen gewesen, das Unternehmen „quasi neu zu erfinden”. Letzter Schritt im Transformationsprozess sei die Abgabe der Kaiser's Tengelmann-Supermärkte gewesen. Doch zufriedengegeben hat man sich damit nicht. Einige Weichen für zukünftige Entwicklungen im Haub-Imperium sind bereits gestellt; etwa will der Textildiscounter Kik schon bald den Sprung nach Amerika wagen. Dort sitzt bereits Christian Haub, der sich vor Ort ums US-Geschäft kümmert. (APA/red)

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